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    Einen Job zu finden ist immer schwierig, aber manche stoßen auf besonders große Hindernisse, wenn sie einen Arbeitsplatz oder einen Kredit brauchen.

    Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat sich diese Hindernisse auf dem Weg zu Jobs, Führungspositionen und Krediten zusammen mit der UniCredit Bank Serbia genauer angesehen und Lösungen entwickelt.

    „Im Rahmen einer eingehenden Sozialanalyse haben wir Kriterien für Serbien und speziell für jene Bevölkerungsgruppen entwickelt, die seit jeher zusätzliche Hürden überwinden müssen, um eine Arbeit zu finden“, sagt Julia Chambers, Hauptberaterin bei der EIB, die als Spezialistin für gesellschaftliche Teilhabe an dem Projekt mitwirkte.

    Ausgehend von dieser Analyse legte die EIB 2020 ein innovatives sozial ausgerichtetes Finanzierungsprogramm in Höhe von 30 Millionen Euro für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Serbien auf, das bei Beschäftigung, Unternehmertum und Führungsrollen gezielt die Chancen von Frauen, jungen Menschen und sozial Schwachen verbessert.

    Der Kredit beinhaltet „performancebasierte finanzielle Anreize, mit denen KMU für ihre positive soziale Wirkung belohnt werden“, sagt Ines Hobdari. Sie leitet das EIB-Team, das den Kredit konzipiert und strukturiert hat.

    Ergänzt wird der Kredit durch einen Investitionszuschuss aus dem Fonds der Resilienzinitiative. Diese ermöglicht darüber hinaus technische Hilfe, um die UniCredit Bank Serbia bei der Umsetzung vor Ort zu unterstützen.

    „Unsere Impact-Finanzierung belohnt kleine und mittlere Unternehmen, die wirtschaftlich benachteiligte Gruppen unterstützen“, sagt Michael Steidl, Berater für KMU und Klimafinanzierung bei der EIB.



    Arbeitsuchende wieder für die Textilbranche gewinnen

     

    Zu den Empfängern des Finanzierungsprogramms gehört auch das serbische Textilunternehmen Jasmil, das seit Langem die Beschäftigung von Frauen und Menschen mit Behinderungen unterstützt.

    „Als großes Unternehmen brauchen wir Mitarbeitende für unterschiedlichste Tätigkeiten“, sagt Firmenchef Dragan Vuletić. „Unsere Branche ist arbeitsintensiv, und in der Produktion sowie im Verkauf werden viele Mitarbeitende benötigt. Deshalb ist es uns wichtig, das Arbeitsumfeld durch regelmäßige Schulungen und Weiterbildung zu verbessern.“

    Den Kredit beantragte Jasmil, um die Beschäftigung von Frauen in allen Unternehmensbereichen weiter zu fördern und in Betriebsmittel zu investieren.

    „Von den günstigen Darlehensbedingungen und dem Zuschuss der Bank hat unser Unternehmen wirtschaftlich gesehen profitiert“, sagt Vuletić. „Aus sozialer Sicht wollen wir damit aber vor allem an unseren Produktionsstandorten mehr Frauen in Arbeit bringen, auch in Führungspositionen.“

    Arbeitskräfte anzuwerben und zu halten ist für die Textilindustrie besonders wichtig, denn durch Importe aus Fernost wird der Sektor immer unattraktiver.

    „Wir sind entschlossen, die Arbeitsbedingungen für alle unsere Beschäftigten weiter zu verbessern und sie in ihrer beruflichen Entwicklung voranzubringen“, erklärt Vuletić und ergänzt: „Uns ist bewusst, dass qualifizierte Arbeitskräfte und eine gute Zusammenarbeit mit ihnen in der aktuellen Marktlage wichtiger sind denn je.“

    Dragan Vuletić

    Mehr Frauen in leitenden Funktionen

    Auch der Elektronikhändler Uspon Tehnika in Čačak freut sich über eine zinsvergünstigte Finanzierung, mit der er expandieren und Arbeitsplätze schaffen kann. Das Unternehmen, das Computer zusammenstellt und Elektronik verkauft, legt Wert auf eine familiäre Atmosphäre unter den mittlerweile über 100 Beschäftigten.

    „Unsere Mitarbeitenden sind unser wichtigstes Kapital“, sagt Wladimir Krstić, der Chef des Unternehmens. „Ohne sie könnten wir unsere Geschäftsideen nicht umsetzen. Deshalb stellen wir nicht einfach nur Arbeitsplätze zur Verfügung, sondern wir bieten unseren Beschäftigten auch Karrierechancen.“

    Seit der Auszahlung des Kredits hat das Unternehmen 25 neue Mitarbeitende eingestellt, darunter sechs Frauen und 19 junge Menschen unter 30 Jahren.

    „Durch den Kredit können wir in unsere Beschäftigten investieren und ihnen verschiedene Schulungen und Weiterbildungsprogramme anbieten“, sagt Krstić. „Außerdem konnten wir die Beschäftigung und Teilhabe von Menschen aus benachteiligten Gruppen verbessern. “

    Die neuen finanziellen Mittel haben nicht nur geschäftliches Wachstum, sondern auch mehr Frauen in Führungspositionen ermöglicht.

    „Dank des Kredits der UniCredit und der EIB wurde ich als Leiterin der Abteilung für Kundenbeschwerden eingestellt“, sagt Valentina Kovačević von Uspon Tehnika.

    Der Job ist zwar anstrengend, aber Kovačević und ihrem Team gelingt es, Beschwerden zur Zufriedenheit der Kunden zu lösen, sodass diese dem Unternehmen treu bleiben.

    „Manche Kunden sind zunächst skeptisch, ob Frauen das auch wirklich können. Aber wir zeigen ihnen dann schnell, dass ihre Bedenken unbegründet sind“, sagt sie.

    Vladimir Krstić
    Valentina Kovačević

    Mehr Bauingenieurinnen

    Im Westbalkan haben Frauen auf dem Arbeitsmarkt mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung zu kämpfen. Mehr als die Hälfte des Arbeitspotenzials von Frauen zwischen 15 und 64 Jahren bleibt ungenutzt. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Regionalen Kooperationsrates.

    Gründe sind vor allem gesellschaftliche Normen, fehlende Kinderbetreuung und die traditionelle Rollenverteilung im Haushalt. In der Region liegt die Beschäftigungsquote von Frauen durchweg unter den Vergleichszahlen in der Europäischen Union, und der Anteil von Frauen an der informellen Beschäftigung ist hoch. In Bosnien und Herzegowina sind die Löhne von Männern im Durchschnitt um 37,8 Prozent höher als die von Frauen, in Nordmazedonien sind es 15,8 Prozent.

    Die Hürden, denen sich Frauen auf dem Arbeitsmarkt gegenüber sehen, sind je nach Branche verschieden. Besonders hoch sind sie jedoch im Bausektor wegen der langen Arbeitszeiten und der körperlich anstrengenden Arbeit. Die Belgrader Baufirma RAS Inženjering mit ihren über 150 Beschäftigten wirkt dem aktiv entgegen.

    „In unserem Unternehmen“, so Geschäftsführer Vuk Vujović, „haben wir schon immer Frauen in der Verwaltung, der Buchhaltung und der Finanzabteilung, aber auch im Lager und in der Personalabteilung beschäftigt. Sie hatten vor allem die Bürojobs inne.

    Aber seit etwa fünf oder sechs Jahren stellen wir auch Bauingenieurinnen ein. Wenn wir heute Ingenieursposten besetzen, bemühen wir uns um ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen.“

    Was den Bausektor außerdem von anderen Branchen unterscheidet, sind seine sehr langen Zahlungsfristen von nicht selten bis zu vier Monaten. Zudem können die Baustoffpreise erheblich schwanken. Das wirkt sich auf die Kosten von Projekten aus, deren Fertigstellung schon mal zwei bis drei Jahre dauern kann. Ohne Zugang zu Bankkrediten oder ausreichende eigene Mittel kann es für eine Baufirma schwierig werden, ein Projekt abzuschließen.

    „Wir haben uns schon vorher aktiv für Chancengleichheit in unserem Unternehmen eingesetzt. Mit dem Kredit wollten wir unsere Anstrengungen in diesem Bereich verstärken und gleichzeitig die Kosten senken – also einen wirtschaftlichen und einen gesellschaftlichen Nutzen erzeugen.“

    Neuen Beschäftigten stellt das Unternehmen einen erfahrenen Mentor zur Seite, der sie durch die Arbeitsprozesse führt und die berufliche Entwicklung begleitet. Außerdem fördert RAS Inženjering eine offene Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Management auf allen Ebenen und ermöglicht so eine effiziente Problemlösung.

    „Unser guter Ruf, unsere vielfältigen Projekte und der Umgang mit unseren Mitarbeitenden machen uns als Arbeitgeber attraktiv, sodass sich viele auf unsere offenen Stellen bewerben“, so Vujović.

    Vuk Vujović

    Chancengleichheit im Geflügelsektor

    Auch in landwirtschaftlichen Betrieben werden zunehmend Maßnahmen für mehr soziale Verantwortung umgesetzt. Sie sollen sicherstellen, dass serbische Produkte auf Märkten im Ausland wettbewerbsfähig sind. Noch hat das Land seine Bestimmungen für den Geflügelsektor nicht an die EU-Vorschriften angeglichen. Aber der Eierproduzent Animal Commerce hat bereits die erforderlichen Maßnahmen ergriffen, damit er die Vorgaben des EU-Marktes erfüllt, sobald die Ausfuhr erlaubt ist. Dazu gehört auch Chancengleichheit bei der Beschäftigung.

    „Unsere Geflügelfarm befindet sich in der Vojvodina, einer multikulturellen Region, in der Menschen verschiedener Nationalitäten und Religionen leben“, sagt Alexander Lejić, der Finanzchef von Animal Commerce.

    „Das spiegelt sich auch in unserer rund 50-köpfigen Belegschaft wider.“

    Den Impact-Kredit beantragte das Unternehmen nicht nur wegen der günstigen Konditionen, sondern auch, um das Thema Chancengleichheit in der Managementstrategie zu verankern.

    „Der Kredit hat dazu geführt, dass wir Prozesse und Regeln für Chancengleichheit fest in unser Unternehmen integriert haben“, sagt Lejić. „Damit werden wir auch andere Märkte wie die EU erschließen könnten, sobald der Export möglich ist.“

    Eine wichtige Unterstützung war dabei die technische Hilfe im Rahmen des Kredits.

    „Projekte wie dieses können Menschen ermutigen, über Chancengleichheit nachzudenken und sie zu leben. Sie sind damit ein wirkungsvolles Instrument, um dieses Ziel zu erreichen“, sagt Lejić.

    Aleksandar Lejić

    Anreize für Unternehmen mit fairen Beschäftigungspraktiken

    Wenn Unternehmen neben dem Kredit auch einen Zuschuss erhalten wollen, müssen sie bestimmte Ziele bei Beschäftigung, Unternehmergeist, Führung und beruflicher Entwicklung erreichen.

    Dieser zusätzliche finanzielle Anreiz ist eine zentrale Komponente des Projekts und wurde erst durch Gebermittel aus der Resilienzinitiative möglich.

    Der Treuhandfonds der Resilienzinitiative bündelt die Beiträge der Geber und fördert damit Investitionen, die insbesondere für benachteiligte Gruppen, junge Menschen und Frauen im Westbalkan und der südlichen Nachbarschaft der EU neue Chancen eröffnen.

    „Ich bin sicher, dass dieser Kredit zu einer besseren Entwicklung unserer Wirtschaft und einer nachhaltigeren Gesellschaft beiträgt“, sagte Nikola Vuletić, CEO der UniCredit Bank Serbia, anlässlich der Bekanntgabe des Programms im Juni 2022 in Belgrad.