Stromabnahmeverträge (PPA) garantieren den Erzeugern von regenerativer Energie eine verlässliche Einnahmequelle auf sehr volatilen Strommärkten. Abnehmern bieten sie einen glaubwürdigen Weg zu einem grüneren Wirtschaften und auch mehr Sicherheit bei der Geschäftsplanung. Während die Sicherheit in den letzten Jahren keine große Rolle spielte, führen uns die aktuellen Turbulenzen auf den Energie- und Strommärkten eindringlich vor Augen, wie wichtig die Deckung des Energiebedarfs zu verlässlichen Kosten ist. PPA spielen bei Investitionsentscheidungen oft eine wichtige Rolle, weil sie Marktrisiken – insbesondere bei schwankenden Energiepreisen – senken. Besonders bedeutsam sind sie für Erneuerbare-Energien-Projekte, die keine öffentliche Unterstützung erhalten.
Die EIB hat in den letzten Jahren etliche solcher Projekte unterstützt, die durch Stromabnahmeverträge abgesichert werden. Ein prominentes Beispiel ist der Windpark Markbygden ETT in Nordschweden, der den erzeugten Strom im Rahmen einer 19 Jahre laufenden Abnahmevereinbarung an den norwegischen Aluminiumproduzenten Norsk Hydro verkauft. Oder das Fotovoltaikprojekt Cabrera in Südspanien, das für einen großen Anteil seiner Stromproduktion einen zehnjährigen Abnahmevertrag mit dem Internetgiganten Amazon geschlossen hat.
In den USA sind PPA weiter verbreitet. Doch auch in der Europäischen Union ist diese Form der Finanzierung seit einigen Jahren auf dem Vormarsch. Auf diesem Weg wurden bereits Anlagen mit einer Kapazität von neun Gigawatt finanziert, angeführt von Großverträgen in Spanien und Skandinavien. Ein paar Stolpersteine gibt es zwar noch, trotz des jüngsten Aufwinds, aber das 2019 verabschiedete EU-Gesetzespaket Saubere Energie für alle Europäer hat die meisten regulatorischen Hürden beseitigt. Einige EU-Länder müssen den europäischen Rechtsrahmen jedoch noch in nationales Recht umsetzen.
Die Hürden: Preisrisiko und Kreditwürdigkeit
Gebremst wird die Verbreitung von PPA in Europa etwa dadurch, dass Unternehmen nur begrenzt Strommarktrisiken eingehen können. Große Abnehmer mit geringer Risikoneigung, die in ihren Sektoren in einem harten Wettbewerb stehen, unterzeichnen nur ungern langfristige Festpreisverträge. Sie fürchten um ihre Konkurrenzfähigkeit, wenn Energie am Markt billiger wird und ihre Wettbewerber davon profitieren In Sektoren mit knappen Margen und intensivem Wettbewerb, wie in vielen Industriezweigen, zögern Firmen deshalb, große Teile ihres Bedarfs über langfristige Abnahmeverträge zu decken, die nicht ihrem natürlichen Geschäftszyklus entsprechen.
Die Kreditwürdigkeit ist in den meisten Sektoren ebenfalls ein Hemmnis, insbesondere in der Schwerindustrie und im verarbeitenden Gewerbe, und in europäischen Ländern mit weniger entwickelten Kapitalmärkten. So ist es durchaus möglich, dass ein Unternehmen ein geeignetes Verbrauchsmuster für einen langfristigen Abnahmevertrag aufweist, jedoch kein Rating einer großen Ratingagentur vorweisen kann. Kreditgeber für Erneuerbare-Energien-Projekte verlangen von Abnehmern in der Regel ein Investment-Grade-Rating, um ein PPA-basiertes Projekt für eine Finanzierung in Betracht zu ziehen.
Ein Großteil des grünen Stroms, der benötigt wird, um die europäischen und nationalen Energie- und Klimaziele zu erreichen, muss aus Offshore-Windparks kommen. Typisch für den Offshore-Sektor sind jedoch lange Bauzeiten und die Größe der Projekte. Das schafft eine zusätzliche Hürde für die Nutzung von PPA, weil sich viele Unternehmen nur ungern auf Jahre hinaus an einen Festpreis binden und die meisten Projekte für einen einzelnen Abnehmer zu groß sind. Im Prinzip können auch mehrere PPA mit verschiedenen Abnehmern geschlossen werden, aber dann hat man hohe Transaktionskosten und komplexere Projekte.