Von Frankreich nach Spanien – eine Stromtrasse, die Rekorde bricht
>Am Freitag wird die lang erwartete Stromtrasse durch die Pyrenäen eingeweiht. Dieser Verbund bricht alle Rekorde: Die Hochspannungsleitung mit einer Kapazität von 2 Gigawatt und einer Länge von 65 Kilometern verläuft unterirdisch . Die Projektkosten belaufen sich auf 700 Millionen Euro. Ziel des Projekts ist es, die Stromaustauschkapazität zwischen Frankreich und Spanien zu verdoppeln.
Am Freitag, den 20. Februar, werden die RTE, ein Tochterunternehmen des französischen Stromanbieters EDF, und die spanische Stromgesellschaft Red Eléctrica de España (REE) die 1 400 Megawatt-Leitung, durch die die Übertragungskapazität zwischen Frankreich und Spanien auf 2 800 Megawatt verdoppelt wird, einweihen. Dies entspricht der Leistung von drei Kernkraftwerken.
Französische und spanische Stromnetzbetreiber haben die lang erwartete Stromtrasse durch die Pyrenäen fertiggestellt. Über diese Stromleitung kann der Überschuss an spanischem Strom aus erneuerbaren Energiequellen exportiert werden. Außerdem trägt sie zur Beseitigung eines der gravierendsten Netzengpässe in Europa bei. Der neue Stromverbund wurde 25 Jahre lang diskutiert, jedoch offiziell erst durch die Vereinbarung von Saragossa im Jahr 2008 auf den Weg gebracht. Der Verbund zwischen Baixas (nahe Perpignan auf der französischen Seite) und Santa Llogaia (nahe Figueras auf der spanischen Seite) wird einige Monate lang getestet, bevor er im Juni 2015 kommerziell in Betrieb genommen wird.
Das Projekt wird zum Teil durch einen Zuschuss der Europäischen Union in Höhe von 225 Millionen Euro im Rahmen des Europäischen Energieprogramms zur Konjunkturbelebung sowie durch ein Darlehen der EIB von 350 Millionen Euro finanziert. Es dürfte auch den Export von Strom aus Windkraft von Spanien in andere europäische Länder ermöglichen und zu niedrigeren Strompreisen führen, da die Schwankungen der grenzüberschreitenden Stromnachfrage in Spitzenzeiten ausgeglichen werden. Die letzten französisch-spanischen Stromtrassen wurden 1982 gebaut. Die Auslastung des bisherigen Verbunds (45 Prozent der Zeit in Richtung Frankreich und 22 Prozent in Richtung Spanien) machte eine Kapazitätssteigerung immer notwendiger. Außerdem ist eine verstärkte Anbindung von isolierten Strommärkten wie Spanien, Portugal, Italien, Großbritannien und Irland ein zentraler Punkt des im letzten November bekannt gegebenen Juncker-Plans. Mit dem Plan sollen die Investitionen für strategische Projekte in ganz Europa angekurbelt werden.
Bau der Stromtrasse bricht nebenbei Rekorde
Der neue Verbund bricht einige Rekorde. Er hält zum einen den Rekord, dass erstmals bei einer Verbundleitung mit einer Kapazität von 2 000 MW die innovative VSC (Voltage Source Converter)-Technik zum Einsatz kommt, bei der Wechselstrom sehr schnell in Gleichstrom umgewandelt werden kann. Laut RTE wurde etwa die Hälfte der 700 Millionen Euro in von Siemens produzierte Stationen investiert, die schnell die Richtung des Stromflusses ändern können. So kann der Strom ohne Übertragungsverluste über weite Strecken fließen.
Mit der längsten unterirdischen Hochspannungsleitung bricht der Verbund zum anderen den Weltrekord in Sachen Länge. Um die unberührte Landschaft des östlichen Pyrenäen-Gebirges nicht durch Freileitungsmasten zu zerstören, wurde die Leitung komplett unterirdisch verlegt. Die Kosten für die High-Tech-Gleichstromkabel, die von dem italienischen Unternehmen Prysmian entworfen wurden, beliefen sich auf 250 Millionen Euro. Sie sind mit Polyethylen isoliert, sodass innerhalb des Mantels kein Öl verwendet werden muss. So wird das Umweltrisiko minimiert.