Mobilfunknetze verändern das Leben
Stellen Sie sich eine Geburt in einem kleinen Dorf fernab vom nächsten Krankenhaus vor. Weit und breit gibt es weder Ärzte noch Krankenschwestern oder Hebammen.
Für viele werdende Mütter in Afrika südlich der Sahara ist das ein konkretes Problem. Sie bekommen in der Schwangerschaft und bei der Geburt keine Unterstützung, fühlen sich allein gelassen und glauben manchmal an gefährliche Mythen.
Das ändert sich jedoch mit der Mobilfunkanbindung solcher Regionen. Dann können Frauen lebensrettende Unterstützung erhalten.
Ein Beispiel dafür ist die 2014 entwickelte App „Mobile Midwife“, über die Frauen in Nigeria nun vor und nach der Geburt wichtige Informationen abrufen können.
„Wunderbar! Als würde man direkt mit dem Arzt sprechen. Die Ratschläge zur gesunden Ernährung und zur Versorgung des Babys nach der Geburt haben mir wirklich geholfen.“
Nutzerin von Mobile Midwife
240 Millionen Menschen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, einer der ärmsten Regionen der Welt, haben nach wie vor keinen Zugang zu Telekommunikationsdiensten. Die EIB will dazu beitragen, das zu ändern.
Ohne Mobilfunk sind die Menschen in den betroffenen Regionen von der Außenwelt abgeschnitten. Hinzu kommt die schlechte Straßenanbindung. Dadurch haben sie kaum Möglichkeiten, am Geschäftsleben teilzunehmen oder grundlegende Gesundheits- und Bildungsangebote zu nutzen.
Die afrikanische Mobilfunkgesellschaft Africa Mobile Networks (AMN) bemüht sich mit innovativen Projekten um eine mobile Anbindung für alle. Das Unternehmen will
„ein vollständig vernetztes Afrika, in dem jeder größeren Gemeinschaft grundlegende Kommunikationsdienste zur Verfügung stehen, die der Bevölkerung soziale und wirtschaftliche Vorteile bringen und auch ihre Bildungsmöglichkeiten verbessern.“
Ländliche Gebiete anbinden
Zwar werden Städte in der Sub-Sahara-Region inzwischen immer besser vernetzt, aber die ländlichen Gebiete bleiben weiterhin isoliert. Für die 58 Prozent der Bevölkerung in der Demokratischen Republik Kongo und die 46,2 Prozent in Kamerun, die auf dem Land leben, bringt das konkrete Probleme mit sich.
Mit finanzieller Unterstützung der EIB will AMN nun in der Demokratischen Republik Kongo und in Kamerun innovative Mobilfunk-Sendemasten errichten, die mit Solarzellen betrieben werden und die ländlichen Gebiete an die Mobilfunknetze anbinden sollen.
Allerdings muss dazu überhaupt erst einmal ermittelt werden, welche abgelegenen Dörfer eigentlich dringend eine Anbindung an das Mobilfunknetz benötigen. Mithilfe einer modernen Software kann AMN nun sogar Siedlungen mit nur 100 Einwohnern aufspüren.
Auf diese Weise lassen sich auch die optimalen Standorte für die Sendemasten festlegen. Gemeinsam mit Mobilfunkbetreibern vor Ort will AMN möglichst viele Menschen in der Region erreichen.
Mobilfunk kann Leben retten
Durch die Anbindung an Mobilfunknetze wird sich das Leben von 3,6 Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo und in Kamerun erheblich verbessern. Die neue Konnektivität wird in den betreffenden ländlichen Gebieten zahlreiche Möglichkeiten eröffnen.
Der Mobilfunkanschluss kann sogar Leben retten, wenn etwa Hebammen vor Ort für Routineeingriffe wie den Kaiserschnitt ärztliche Hilfe hinzuziehen können.
Für die Errichtung der Sendemasten und für den Verkauf von Gesprächszeit müssen Mitarbeiter vor Ort beschäftigt werden. Der Mobilfunk geht also auch mit einem Beschäftigungseffekt einher.
Landwirte können mobil Marktpreisinformationen abrufen und zeitnah Käufer für ihre nur begrenzt haltbaren Produkte finden.
Familienmitglieder, die auf der Suche nach Arbeit in die Stadt gezogen sind, können ihre Angehörigen per Handy erreichen und ihnen Geld überweisen.
Menschen, die vielleicht nie in ihrem Leben eine Bankfiliale betreten werden, können über mobile Konten Finanzdienstleistungen und Sparprodukte nutzen.
Die Mobilfunkprojekte bedeuten mehr als eine reine Netzanbindung: Sie ermöglichen den Menschen eine bessere Teilhabe am Wirtschaftsleben und tragen so zur Bekämpfung der Armut bei.