- Darlehen von 75 Millionen Euro für zwei geförderte Projekte („Steelanol“ und „Torero“) im Gesamtumfang von 215 Millionen Euro, die die CO2-Emissionen[i] in der ersten Phase um bis zu 350 000 Tonnen jährlich verringern sollen
- CO2-Verringerung entspricht den Treibhausgasemissionen von 250 000 Pkw, die ein Jahr lang im Einsatz sind[ii]
- EIB-Darlehen wird im Rahmen von InnovFin Demonstrationsprojekte im Energiesektor bereitgestellt und aus Mitteln von Horizont 2020 und des NER300-Programms der Europäischen Kommission finanziert
Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat mit Unterstützung der Europäischen Kommission ein Darlehen von 75 Millionen Euro an ArcelorMittal[iii] vergeben. Die Mittel sind für zwei bahnbrechende Projekte von ArcelorMittal Gent in Belgien bestimmt, um die CO2-Emissionen deutlich zu senken, indem Abfälle wiederverwertet und Nebenprodukte zu wertvollen Neuprodukten verarbeitet werden. Dies leistet einen Beitrag zur Herstellung von kohlenstoffarmem Stahl und steht in Einklang mit den EU-Klimaschutzzielen.
Das Projekt umfasst:
- Steelanol: In dieses Projekt will ArcelorMittal 165 Millionen Euro investieren. Es handelt sich um eine Demonstrationsanlage im industriellen Maßstab, die Abgase[iv] aus dem Hochofen auffängt und biologisch in recyceltes Kohlenstoffethanol umwandelt – das erste kommerzielle Produkt aus der Carbalyst®-Palette recycelter CO2-basierter Chemikalien von ArcelorMittal. Das erzeugte Ethanol kann in der Herstellung flüssigen Kraftstoffs Verwendung finden. Entwickelt wurde die Technologie vom Unternehmen LanzaTech, mit dem ArcelorMittal gemeinsam mit Primetals und E4Tech eine langfristige Partnerschaft eingegangen ist.
Nach der Fertigstellung soll die Anlage jährlich bis zu 80 Millionen Liter Ethanol aus recyceltem Kohlenstoff produzieren. Während der Bauzeit werden in den kommenden zwei Jahren bis zu 500 vorübergehende Arbeitsplätze entstehen; die Zahl der neuen direkten Dauerarbeitsplätze wird sich auf 20 bis 30 belaufen. Das Projekt wird voraussichtlich 2022 abgeschlossen.
- Torero: In dieser weiteren großen Demonstrationsanlage, deren Kosten 50 Millionen Euro betragen, will ArcelorMittal Holzabfälle in Biokohle umwandeln, die die derzeit im Hochofen eingesetzte Kohle ersetzen kann.
Schon in der Anfangsphase kann die Anlage jährlich aus bis zu 60 000 Tonnen Altholz rund 40 000 Tonnen Biokohle erzeugen. Das Volumen wird sich dann in der zweiten Phase des Projektes – nach dem Anlaufen des ersten Torero-Reaktors – verdoppeln. Durch die neue Anlage werden rund 70 externe Arbeitsplätze und etwa zehn direkte Dauerarbeitsplätze im Betrieb entstehen. Das Werk wird gemeinsam mit Torr Coal, Renewi, dem Forschungszentrum Johanneum Research der Universität Graz und der Chalmers Technical University entwickelt und soll Ende 2022 betriebsbereit sein.
EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle: „Selbst in diesen schwierigen Zeiten hält Europa an seinen ehrgeizigen Klimazielen fest. Die EIB, die Klimabank der EU, ist fest entschlossen, weiterhin ein wichtiger Partner zu bleiben. Vor allem in der Stahlindustrie müssen wir neue Wege finden, um Maschinen anzutreiben, und neue Verfahren entwickeln, um die CO2-Emissionen zu senken. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission kann die EIB dazu beitragen, dass mit dem Steelanol- und dem Torero-Projekt klimafreundlichere und wettbewerbsfähige Verfahren entstehen.“
Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend: „Mit diesem von der EU unterstützen Darlehen können wir zeigen, dass europäische Stahlwerke wettbewerbsfähig sein und dennoch die CO2-Emissionen senken können. Damit helfen sie uns, unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Das ist aber noch nicht alles: Wenn wir in Forschung, Bildung und Innovation in Europa investieren, können wir unsere globale Führungsrolle unter Beweis stellen und diese Industriezweige für künftige Generationen erhalten und stärken. Das kommt den Menschen und Gemeinschaften zugute, die davon leben.
Geert Van Poelvoorde, CEO ArcelorMittal Europe – Flachprodukte: „Heute haben wir uns verpflichtet, mehr als 250 Millionen Euro für die Entwicklung und Erprobung von Technologien bereitzustellen, die die Stahlerzeugung klimaneutral machen und unseren FuE-Einrichtungen weltweit neuen Auftrieb verleihen. Diese beiden Projekte bedeuten unseren ersten großen Einsatz neuer bahnbrechender Lösungen und sind Teil unserer festen Absicht, die CO2-Emissionen zu verringern und die Stahlerzeugung völlig umzugestalten. Mithilfe der EIB und der Europäischen Kommission können wir unsere Technologien weiter ausbauen und kohlenstoffneutral Stahl erzeugen. Auf diese Weise leisten wir einen wesentlichen Beitrag dazu, dass Europa seine grünen Ambitionen verwirklichen kann.“
Jennifer Holmgren, CEO von LanzaTech: „Die Europäische Kommission und die EIB spielen eine entscheidende Rolle dabei, in Europa den Grundstein zu einer neuern kohlenstoffarmen Wirtschaft zu legen, indem sie innovative Projekte fördern. Für Chemikalien und flüssige Kraftstoffe – speziell im Luftverkehr – brauchen wir nach wie vor Kohlenstoff, aber die Stromerzeugung kann und soll völlig CO2-frei erfolgen. Durch das Recyceln von Kohlenstoff können wir wählen, woher der Kohlenstoff in unseren Erzeugnissen kommt: aus frischen fossilen Energieträgern oder aus recyceltem Kohlenstoff. Unsere zukunftsweisende Partnerschaft mit ArcelorMittal resultiert auch aus der Tatsache, dass der Konzern nach wie vor maßgeblich dazu beiträgt, in Europa eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu schaffen.“
ArcelorMittal hat sich verpflichtet, seine CO2-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent zu senken und bis 2050 klimaneutral zu produzieren. Dies entspricht den Zielen des europäischen Grünen Deals und des Pariser Abkommens.
Hintergrundinformationen
InnovFin – Demonstrationsprojekte im Energiesektor (InnovFin EDP) ist ein Instrument für Risikokapitalfinanzierungen, um Demonstrationsprojekte auf der Grundlage innovativer sauberer Energielösungen in den Bereichen erneuerbare Energien, Energiespeicherung, intelligente Energiesysteme und Abtrennung, Verwendung und Speicherung von Kohlendioxid zu fördern. Damit soll die Lücke zwischen der Demonstrationsphase und der kommerziellen Nutzung überbrückt werden, um den Einsatz innovativer kohlenstoffarmer Energietechnologien der nächsten Generation zu ermöglichen. Aufgrund der damit verbundenen hohen Risiken stellt die Europäische Kommission für diese EIB-Darlehen eine Ausfallgarantie. InnovFin EDF wird aus Mitteln von Horizont 2020 und des NER300-Programms finanziert.
ArcelorMittal ist der weltgrößte Stahl- und Bergbaukonzern. Er ist in 60 Ländern vertreten und betreibt in 18 Ländern Anlagen zur primären Stahlerzeugung. 2019 verzeichnete ArcelorMittal Umsatzerlöse von 70,6 Milliarden US-Dollar. Die Rohstahlproduktion belief sich auf 89,8 Millionen Tonnen, während die Eisenerzförderung 57,1 Millionen Tonnen erreichte. Der Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, mit intelligenterem Stählen zu einer besseren Welt beizutragen. Bei mit innovativen Verfahren erzeugten Stählen ist nicht nur der Energieverbrauch geringer, sondern auch die CO2-Emissionen sinken deutlich und die Kosten gehen zurück. Die Stähle sind umweltfreundlicher, widerstandsfähiger und wiederverwertbar. Diese Stähle sind für Elektrofahrzeuge und Infrastruktur für erneuerbare Energien gedacht und unterstützen die Gesellschaft bei ihrem Wandel in diesem Jahrhundert. Das Kerngeschäft von ArcelorMittal ist die Stahlerzeugung – und die ideenreichen Beschäftigten des Konzerns tragen mit ihrer Unternehmenskultur dazu bei, dass dieser Wandel gelingt. Das macht nach Überzeugung von ArcelorMittal das Stahlunternehmen der Zukunft aus. Die Aktien von ArcelorMittal notieren an den Börsen von New York (MT), Amsterdam (MT), Paris (MT) und Luxemburg (MT) sowie an den spanischen Börsen von Barcelona, Bilbao, Madrid und Valencia (MTS).
Für die Projekte Steelanol und Torero wurden Mittel in Höhe von 10 Millionen Euro (Finanzhilfevereinbarung Nr. 656437) und 12 Millionen Euro (Finanzhilfevereinbarung Nr. 745810) aus dem Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Entwicklung Horizont 2020 bereitgestellt.
[i] Sowohl durch die Wiederverwertung als auch durch die Beseitigung von CO2. Die ursprüngliche Projektprüfung der EIB hat ergeben, dass das „Torero“-Projekt voraussichtlich rund 150 000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen wird. In Verbindung mit dem „Steelanol“-Projekt beträgt die CO2-Einsparung wahrscheinlich bis zu 350 000 Tonnen.
[ii] Die Senkung der CO2-Emissionen entspricht schätzungsweise den CO2-Emissionen von 250 000 durchschnittlichen Pkw, die unter normalen Umständen ein Jahr lang gefahren werden. Ein durchschnittlicher Verbrennungsmotor stößt pro Jahr 1–1,5 Tonnen CO2 aus. 350 000 geteilt durch 1,25 ergibt ca. 250 000 mit Verbrennungsmotoren betriebene Fahrzeuge. Angaben des International Council on Clean Transportation, European Vehicle Market Statistics – Pocketbook 2018–2019. Es ist zu beachten, dass sich – um nur einige Beispiele zu nennen – die Wetterbedingungen, die Fahreigenschaften, das Fahrzeugmodell, die Fahrzeugspezifikationen, die Reifenspezifikationen, die Kraftstoffspezifikationen usw. auf die CO2-Emissionen auswirken können.
[iii] Als Darlehensnehmer der EIB-Finanzierung fungiert C-shift, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von ArcelorMittal Belgium, die ihrerseits eine 100-Prozent-Tochter der ArcelorMittal-Gruppe ist.
[iv] Die bei der Eisen- und Stahlerzeugung entstehenden Abgase setzen sich aus denselben molekularen Bausteinen – nämlich Kohlenstoff und Wasserstoff – zusammen, die für die Herstellung der zahlreichen chemischen Produkte verwendet werden, die unsere Gesellschaft braucht. Heute werden die Abgase größtenteils abgefackelt, wodurch CO2-Emissionen entstehen.