- Europäische Investoren schreiben Wasserstoff als CO2-freiem Energieträger Schlüsselrolle für Dekarbonisierung der Volkswirtschaften der EU zu, besonders in energieintensiven Sektoren
- Investoreninteresse an Wasserstoff in den vergangenen Jahren stark gestiegen, Zusammenspiel von Risiken und Hürden bremst indes Investitionen
- Konsultationen mit Finanzinvestoren, Industrieunternehmen und Branchenexperten bilden Grundlage des Berichts
Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat einen Bericht darüber vorgelegt, wie der öffentliche Sektor aus Investorenperspektive einer wasserstoffbasierten Wirtschaft auf die Sprünge helfen kann. Dazu befragten die Beratungsdienste der EIB unter dem Programm InnovFin – Beratung im Auftrag der Europäischen Kommission fast 50 Marktteilnehmerinnen und -teilnehmer.
Der Bericht liefert wichtige Informationen zu den Haupttreibern des europäischen Markts für Wasserstoff. Außerdem präsentiert er Ergebnisse und Empfehlungen für die Wasserstoff-Investitionsagenda der Europäischen Kommission unter dem europäischen Grünen Deal und dem Programm Horizont Europa.
Internationale Investorenkreise, so das Fazit, sind sich sowohl der enormen Marktchancen von Wasserstoff als CO2-freiem Energieträger als auch der aktuellen Hürden für seinen großflächigen Einsatz bewusst. Um das nötige Kapital für die ehrgeizigen Ziele der EU zu mobilisieren, bedarf es besserer wirtschaftlicher und regulatorischer Bedingungen für Wasserstoffprojekte, damit die Risiken und die Kapitalkosten sinken. Die Verzahnung des Wasserstoffsektors erfordert eine kohärentere, wertkettenbasierte Herangehensweise, damit sich die verschiedenen Komponenten der Projekte optimal entfalten und die breitere Entwicklung des wasserstoffbasierten Ökosystems vorangetrieben werden kann.
Die Marktkonsultation hat verschiedene Lösungen hervorgebracht, um diese Hürden zu beseitigen. Der Bericht nennt die Einführung neuer Mechanismen zur Bonitätsverbesserung und Risikoteilung, um Bankfinanzierungen für Wasserstoffprojekte zu vereinfachen, aber auch Initiativen zur Ökosystementwicklung und zur Koordinierung der Marktteilnehmer sowie Beratungsdienste, um Wasserstoffprojekte für Investitionen vorzubereiten.
Jean-Christophe Laloux, Direktor mit Generalvollmacht, Leiter Finanzierungsoperationen, EIB: „Vor allem in Sektoren mit wenig Dekarbonisierungsoptionen bietet Wasserstoff mit das größte Potenzial, um die weltweiten CO2-Emissionen zu mindern. Als Klimabank der EU sehen wir die Möglichkeiten der Technologie, aber auch viele Hemmnisse. Unser Bericht liefert wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen für Investoren und Entscheidungstragende, wie sich Hürden ausräumen und mehr Finanzierungen für Wasserstoffprojekte aktivieren lassen. Die EIB und ihre Beratungsdienste arbeiten weiter mit der Europäischen Kommission und Projektträgern zusammen, damit wir eines Tages das volle Wasserstoff-Potenzial ausschöpfen können.“
Jean-Eric Paquet, Generaldirektor für Forschung und Innovation bei der Europäischen Kommission: „Dieser Bericht der Europäischen Investitionsbank in Partnerschaft mit der Europäischen Kommission ist ein wichtiger Schritt für die Wasserstoffagenda der EU. Er hilft der Politik, diesen für Europas Dekarbonisierung, technologische Souveränität und Energieautonomie strategisch zentralen Sektor zu stärken und auszubauen.“
Hintergrundinformationen
Seit 2014 hat die Bank der EU für Wasserstofftechnologien direkte Finanzierungen von über 550 Millionen Euro bereitgestellt. Mit dem Geld wurden insgesamt mehr als 1,2 Milliarden Euro mobilisiert. Die Bank unterstützte Schlüsseltechnologien wie Elektrolyseure und Brennstoffzellen und finanzierte neben der Wasserstoffproduktion auch Anwendungen, etwa für Mobilität oder Energiespeicherung.
Außerdem erbrachte oder erbringt die EIB Beratungsdienste für mehr als 20 Wasserstoffprojekte quer durch Europa, die Investitionen von über einer Milliarde Euro anstoßen könnten. Sie berät unter anderem Entwickler von Wasserstofftechnologien und von Projekten für den großflächigen Einsatz. Daneben bietet die Bank auch Unterstützung bei der Projektentwicklung für Projektträger, die sich für das NER300-Programm qualifizieren, und Empfänger des Projektentwicklungsprogramms des Innovationsfonds.
Die EIB hilft unter anderem mit Beratung zu Projektannahmen, bei der Finanzierungsstrukturierung und bei der Vorbereitung für potenzielle Finanzierungen. Auch Lösungen für spezifische Probleme der Projektentwicklung können sondiert werden. Über ihre Beratungsdienste hat die EIB Kooperationen mit mehreren Branchenverbänden aufgebaut, damit ihre Lösungen leichter zugänglich sind.
Die Europäische Kommission verfolgt einen integrierten Ansatz, um der Wasserstoffwirtschaft aus den Startlöchern zu helfen und damit die Ziele von europäischem Grünen Deal, europäischer Wasserstoffstrategie und REPowerEU zu erreichen. Dies bedeutet,
- im Paket „REPowerEU“ und in der Aufbau- und Resilienzfazilität die Rolle von Forschung und Innovation im Bereich Wasserstoff zu stärken
- den Europäischen Strategieplan für Energietechnologie als Technologiesäule der europäischen Energie- und Klimapolitik weiterzuentwickeln mit einer größeren Rolle für Wasserstoff
- „Wasserstofftäler“ aufzubauen, die als strategische Hubs für eine beschleunigte Energiewende fungieren
- über die Allianz für sauberen Wasserstoff eine bankfähige Pipeline strategischer europäischer Wasserstoffprojekte zusammenzustellen
- ein Pilotprojekt zu grünem Wasserstoff im Rahmen des neuen Europäischen Forschungsraums durchzuführen
- Wasserstoff in verschiedenen Teilen von Horizont Europa, dem wichtigsten EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation, durchgängig einzubeziehen (z. B. Gemeinsames Unternehmen für sauberen Wasserstoff, Europäischer Innovationsrat, InnoEnergy des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts)