- EIB-Kredit von 150 Mio. Euro für Lithiumproduktion in Finnland für die EU; Lithium gilt als kritischer Rohstoff für die Elektrifizierung des Verkehrs
- Sibanye-Stillwater-Tochter Keliber soll Europas erster integrierter Produzent von Lithiumhydroxid werden, der den europäischen Markt direkt beliefert
- Garantie aus dem InvestEU-Programm, das 2021–2027 über 372 Mrd. Euro an zusätzlichen Investitionen anschieben soll
Die Europäische Investitionsbank (EIB) vergibt 150 Millionen Euro an Keliber Oy, ein finnisches Bergbau- und Batteriechemie-Unternehmen. Der Kredit gehört zu einem 500 Millionen Euro schweren Finanzierungspaket und soll der EU helfen, die steigende Lithiumnachfrage für die Elektrifizierung des Verkehrs zu decken. Mit dem Geld finanziert Keliber Anlagen für den Lithiumabbau und seine Verarbeitung im finnischen Kaustinen, wo sich mit die größten Vorkommen Europas befinden. Keliber Oy ist eine Tochtergesellschaft des Bergbau- und Metallverarbeitungskonzerns Sibanye-Stillwater, die Finnish Minerals Group (FMG) hält eine Minderheitsbeteiligung.
Die EIB trägt zu dem Finanzierungspaket für Keliber Oy einen Direktkredit von 150 Millionen Euro bei. Dafür stellt die Europäische Kommission angesichts der Bedeutung von Lithium für Europa eine InvestEU-Garantie. Mit dem Kredit fördert die EIB zum ersten Mal den Abbau kritischer Rohstoffe in der EU.
Thomas Östros, EIB-Vizepräsident mit Aufsicht über Finanzierungen in Finnland: „Der Kredit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur strategischen Autonomie der EU. Kritische Rohstoffe gehören zu den Kernprioritäten der EIB-Gruppe, und zum ersten Mal finanzieren ihren Abbau in Europa. Über die Partnerschaft mit dem Keliber-Lithiumprojekt von Sibanye-Stillwater wollen wir den Zugang der EU zu eigenen Batteriematerialien verbessern und ihre Klima- und Energieresilienz stärken.“
Das Projekt stärkt den Lithiumzugang der EU. Damit macht es die EU bei Batteriematerialien unabhängiger und trägt zu einem nachhaltigen, umweltfreundlichen Verkehr bei. Lithium gilt als wichtiger Rohstoff für leistungsfähige Lithium-Ionen-Akkus, die für E-Fahrzeuge und die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs gebraucht werden.
Die EU stuft Lithium in Batteriequalität wegen der wirtschaftlichen Bedeutung und möglicher Lieferengpässe als kritischen Rohstoff ein. Durch das Projekt wird Keliber zum ersten Unternehmen, das in der EU die integrierte Produktion von Lithiumhydroxid in Batteriequalität im kommerziellen Maßstab betreiben wird.
Mika Seitovirta, Chief Regional Officer von Sibanye-Stillwater Europe: „Unsere Batteriemineralien-Strategie in Europa macht große Fortschritte. Mit dem 500 Millionen Euro schweren grünen Finanzierungspaket markiert das Keliber-Projekt von Sibanye-Stillwater einen wichtigen Meilenstein. Keliber will der erste integrierte Produzent von Lithium in Batteriequalität in Europa werden. Durch die günstige Finanzierung, die das Paket bietet, kann die Bauphase des Projekts abgeschlossen werden. Wir freuen uns sehr über die starke Unterstützung der EIB. Das Keliber-Projekt dürfte Europas Lithium-Selbstversorgung für die grüne Wende signifikant stärken.“
Das Keliber-Projekt von Sibanye-Stillwater soll aus eigenen Ressourcen Lithium in Batteriequalität produzieren. Vorgesehen sind auch ein Konzentrator für Lithiumerz und eine Raffinerie für Lithiumhydroxid. Im Werk kommt ein innovatives, bahnbrechendes Herstellungsverfahren erstmals im kommerziellen Maßstab zum Einsatz. Der Bau des Werks hat bereits begonnen, 2025 soll die Produktion von Lithiumhydroxid anlaufen.
Hintergrundinformationen
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten. Sie vergibt Mittel für solide Investitionen, die zu den Kernzielen der EU beitragen. EIB-Projekte stärken die Wettbewerbsfähigkeit, eine nachhaltige Entwicklung und den sozialen und territorialen Zusammenhalt. Sie fördern Innovationen und beschleunigen den Übergang zur Klimaneutralität.
Die EIB-Gruppe, zu der auch der Europäische Investitionsfonds (EIF) gehört, unterzeichnete 2023 neue Finanzierungen von insgesamt 88 Milliarden Euro für über 900 Projekte. Diese Mittel werden voraussichtlich Investitionen von rund 320 Milliarden Euro anschieben, 400 000 Unternehmen erreichen und 5,4 Millionen Arbeitsplätze schaffen oder sichern.
Alle Projekte, die die EIB-Gruppe finanziert, entsprechen dem Pariser Klimaabkommen. Die EIB-Gruppe fördert keine Investitionen in fossile Brennstoffe. In unserem Klimabank-Fahrplan haben wir zugesagt, in den zehn Jahren bis 2030 ca. 1 Billion Euro für das Klima und ökologische Nachhaltigkeit zu mobilisieren, und wir sind auf gutem Weg dorthin. Über die Hälfte unserer jährlichen Finanzierungen sind für Projekte bestimmt, die direkt zur Eindämmung des Klimawandels, zur Anpassung an seine Folgen und zu einer gesünderen Umwelt beitragen.
In der EU fließt etwa die Hälfte der EIB-Mittel in Kohäsionsregionen, wo das Pro-Kopf-Einkommen niedriger ist. Damit fördert die Bank ein gerechtes Wachstum, um die Lebensstandards anzugleichen.
Das InvestEU-Programm mobilisiert umfangreiche private und öffentliche Mittel für langfristige Finanzierungen in der EU, um Wirtschaft und Wachstum nachhaltig zu stärken. Es stößt auch private Investitionen an, die zu EU-Zielen wie dem europäischen Grünen Deal und dem digitalen Wandel beitragen. InvestEU vereint die EU-Instrumente für Investitionen in der Europäischen Union unter einem Dach. So macht es die Finanzierung von Investitionsprojekten in Europa einfacher, effizienter und flexibler. Das Programm hat drei Bausteine: den InvestEU-Fonds, die InvestEU-Beratungsplattform und das InvestEU-Portal. Der InvestEU-Fonds wird von Finanzierungspartnern umgesetzt, die bei der Kreditvergabe auf die EU-Haushaltsgarantie von 26,2 Milliarden Euro zurückgreifen können. Diese Garantie soll die Risikotragfähigkeit der Partner erhöhen und so mindestens 372 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen mobilisieren.
Keliber-Projekt von Sibanye-Stillwater
Das Keliber-Lithiumprojekt ist das am weitesten fortgeschrittene Lithiumprojekt in Europa für die Belieferung des Sektors der E-Fahrzeug-Batterien. Sibanye-Stillwater setzt auf die besten verfügbaren Technologien, ein integriertes Geschäftsmodell und die geografische Nähe zu Bergbau- und Raffinerieanlagen. Damit dürfte Keliber zu den CO2-effizientesten Lithiumhydroxid-Produzenten weltweit gehören. Das Keliber-Projekt soll jährlich bis zu 15 000 Tonnen Lithiumhydroxid in Batteriequalität produzieren. Die Produktion aus dem Erz Dritter beginnt voraussichtlich 2025 und die aus eigenem Erz 2026.
Sibanye-Stillwater
Sibanye-Stillwater ist ein multinationaler Bergbau- und Metallverarbeitungskonzern mit einem breit gefächerten Portfolio von Aktivitäten, Projekten und Investitionen auf fünf Kontinenten. Der Konzern zählt zu den weltweit führenden Recyclern von PGM-Autokatalysatoren und hält Beteiligungen an führenden Tailings-Aufbereitern.
Sibanye-Stillwater hat sich als einer der weltweit größten Primärproduzenten von Platin, Palladium und Rhodium etabliert und gilt als Schwergewicht in der Goldproduktion. Außerdem produziert und veredelt das Unternehmen Iridium und Ruthenium, Nickel, Chrom, Kupfer und Kobalt. Seit Kurzem diversifiziert Sibanye-Stillwater sein Anlagenportfolio in Richtung Abbau und Verarbeitung von Batteriemetallen. Gleichzeitig ist es verstärkt in der Kreislaufwirtschaft präsent – durch den weltweiten Ausbau des Engagements im Recycling und der Aufbereitung von Tailings.