- Nach einer schwachen Angebotslage seit 2022 haben sich Kreditnachfrage und Kreditangebot zuletzt verbessert
- Rentabilität ist den Banken zufolge in der Region höher als konzernweit
- Gros der grenzüberschreitend tätigen Banken will Aktivitäten in der Region beibehalten und ausweiten
Nach einer schwierigen Phase mit straffen Kreditbedingungen bestätigen die Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa jetzt eine größere Bereitschaft, Kredite zu vergeben. Diese trifft auf eine stärkere Nachfrage bei privaten Haushalten und Unternehmen. Für die kommenden Monate ist der Ausblick allerdings etwas zurückhaltender, passend zu den allgemeinen wirtschaftlichen Herausforderungen.
Die Umfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) zum Kreditgeschäft in Mittel-, Ost- und Südosteuropa für das zweite Halbjahr 2024, kurz CESEE Bank Lending Survey, zeigt: Kreditangebot und -nachfrage erholen sich in der ganzen Region.
EIB-Vizepräsident Kyriacos Kakouris: „Die Verbesserung der Kreditbedingungen in den letzten sechs Monaten stimmt uns zuversichtlich, aber die Banken müssen wegen des Rückgangs bei einigen Handelspartnern der Region wachsam bleiben. Unsere Umfrage belegt die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors in Mittel-, Ost- und Südosteuropa – sie unterstreicht aber auch, dass es angesichts künftiger Unsicherheiten einer strategischen Planung bedarf.“
Die Umfrage zeigt einen Anstieg der Kreditnachfrage, vor allem nach Retail-Banking-Produkten wie Hypotheken und Verbraucherkrediten. Augenscheinlich fassten die Verbraucherinnen und Verbraucher wieder Vertrauen. Auch die Unternehmensinvestitionen dürften aus Sicht der Banken wieder anziehen und die Kreditnachfrage in den nächsten Monaten ankurbeln.
Erstmals seit zwei Jahren hat sich das Kreditangebot ins Positive gedreht. Mit dieser Entwicklung gehen bessere Kreditbedingungen einher, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die traditionell schwer an Kredite kommen. Von der Bereitschaft der Banken, Kredite zu vergeben, geht ein vielversprechendes Signal für das Unternehmenswachstum und Investitionen aus.
Mittel-, Ost- und Südosteuropa wird allgemein ein erhebliches Marktpotenzial zugeschrieben. Die Mehrheit der befragten Banken stuft es als mittel oder hoch ein, dies vor allem in Ländern wie Tschechien und Rumänien.
Daraus ergibt sich ein insgesamt optimistischer Ausblick für künftige Wachstumschancen in der Region.
EIB-Chefvolkswirtin Debora Revoltella: „Die weltweiten Aussichten sind gespickt von Herausforderungen, und die Region Mittel-, Ost- und Südosteuropa bildet hier keine Ausnahme. Aber der Bankensektor bleibt ein Pfeiler der Widerstandsfähigkeit, denn die Banken arbeiten weiter effektiv und nutzen Wachstumsmöglichkeiten.“
Die Refinanzierungslage von Tochterbanken in der Region ist robust, mit Privatkundeneinlagen als wichtigem Treiber. Die Banken setzen weiterhin auf Einlagen sowohl von Privat- als auch von Firmenkunden, die zu einem günstigen Refinanzierungsumfeld beitragen. Der gute Zugang zu Finanzmitteln ist wichtig und ermöglicht den Banken eine stabile Kreditvergabe, die das Wirtschaftswachstum in der Region fördert. Zudem hat sich die Kreditqualität verbessert, und der Anteil ausfallgefährdeter Kredite sinkt. Allerdings befürchten einige Banken, dass sich der Trend in den kommenden sechs Monaten umkehren könnte, weshalb ein genaues Monitoring der Kreditqualität erforderlich ist.
Die Ergebnisse des CESEE Bank Lending Survey sind eine wertvolle Ressource für alle Banken, die in den kommenden Monaten in einem komplexen Marktumfeld agieren müssen.
Zum vollständigen Bericht über die Umfrage zum Kreditgeschäft in Mittel-, Ost- und Südosteuropa
Hintergrundinformationen
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten. Sie vergibt Mittel für Investitionen, die zu den Kernzielen der EU beitragen. EIB-Projekte stärken die Wettbewerbsfähigkeit, eine nachhaltige Entwicklung und den sozialen und territorialen Zusammenhalt. Sie fördern Innovationen und beschleunigen den Übergang zur Klimaneutralität.
Die EIB-Gruppe, zu der auch der Europäische Investitionsfonds (EIF) gehört, unterzeichnete 2023 neue Finanzierungen von insgesamt 88 Milliarden Euro für über 900 Projekte. Diese Mittel werden voraussichtlich Investitionen von rund 320 Milliarden Euro anschieben, 400 000 Unternehmen erreichen und 5,4 Millionen Arbeitsplätze schaffen oder sichern.
Alle Projekte, die die EIB-Gruppe finanziert, entsprechen dem Pariser Klimaabkommen. Die EIB-Gruppe fördert keine Investitionen in fossile Brennstoffe. In unserem Klimabank-Fahrplan haben wir zugesagt, in den zehn Jahren bis 2030 ca. 1 Billion Euro für das Klima und ökologische Nachhaltigkeit zu mobilisieren, und wir sind auf gutem Weg dorthin. Über die Hälfte unserer jährlichen Finanzierungen sind für Projekte bestimmt, die direkt zur Eindämmung des Klimawandels, zur Anpassung an seine Folgen und zu einer gesünderen Umwelt beitragen.
In der EU fließt etwa die Hälfte der EIB-Mittel in Kohäsionsregionen, wo das Pro-Kopf-Einkommen niedriger ist. Damit fördert die Bank ein gerechtes Wachstum, um die Lebensstandards anzugleichen.
Umfrage zum Kreditgeschäft in Mittel-, Ost- und Südosteuropa
Die Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa entstand vor dem Hintergrund der Wiener Initiative 2.0. Ihr Zweck ist es, grenzüberschreitende Bankgeschäfte zu beobachten, die Kreditdynamik zu verstehen und Einblicke in die Geschäftsstrategien und Markterwartungen von Banken in der Region zu gewinnen. Die Umfrage wird von der EIB durchgeführt.