EIB-Präsident Werner Hoyer und Vizepräsident Ambroise Fayolle eröffneten am 7. November auf der COP27 in Sharm el-Sheikh die Pressekonferenz der EIB zum Thema der Finanzierung eines gerechten Übergangs zur Klimaneutralität.
Erfahren Sie mehr über die EIB auf der COP27 und lesen Sie die Rede von EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle auf der Pressekonferenz.
Es gilt das gesprochene Wort.
Meine Damen und Herren,
danke, dass Sie heute bei uns sind. Ich möchte die Vereinten Nationen und die ägyptische COP27-Präsidentschaft zur ausgezeichneten Organisation der diesjährigen Gespräche beglückwünschen.
Die Europäische Investitionsbank hat eng mit Ägypten zusammengearbeitet, damit die Konferenz generell und im Land selbst ein Erfolg wird.
Die EIB ist seit 1979 in Ägypten aktiv. Und wir setzen unsere Partnerschaft fort, um die ehrgeizige Klimaschutzstrategie 2050 des Landes zu unterstützen. Dazu gehören Investitionen in grüne Energie, nachhaltigen Verkehr, Landwirtschaft und sauberes Wasser.
In den nächsten Tagen kündigen wir neue Projekte an, die die grüne Wende des Landes beschleunigen und es gegenüber den Folgen des Klimawandels widerstandsfähiger machen werden.
Untermalt wird die COP von den aktuellen Krisen. Letztes Jahr fand sie während der Pandemie statt.
In diesem Jahr beschäftigt uns der unprovozierte russische Einmarsch in die Ukraine, eine menschliche Tragödie und die Ursache der weltweiten Energie- und Nahrungsmittelkrise. Der Krieg und die dadurch bedingten Krisen haben das Risiko einer weltweiten Rezession erhöht. Und wir wissen nur zu gut, wer am meisten darunter leiden wird: die Armen, denen die Mittel fehlen, um dem Sturm zu trotzen.
Gleichzeitig warnte der IPCC-Bericht mehrfach eindringlich davor, dass sich das Zeitfenster, in dem wir die Erderwärmung begrenzen und uns an die Folgen des Klimawandels anpassen können, rasch schließt.
Eins ist klar: Wir können uns beim Kampf gegen den Klimawandel nicht hinter der Pandemie, dem Ukrainekrieg oder einer anderen Krise verstecken. Wir haben keine Wahl: Wir müssen das Klima schützen.
Der IPCC-Bericht sagt auch, dass wir unsere Emissionsziele immer noch erreichen und unsere Infrastruktur klimafester machen können.
Aber dazu müssen wir jetzt handeln – heute, hier auf der COP27 getreu ihrem Motto: Gemeinsam zur Umsetzung!
Die EIB steht bereit. 2021 stellte die EIB weltweit die Rekordsumme von 27,4 Milliarden Euro an grünen Finanzierungen bereit – mehr als 50 Prozent unseres gesamten Volumens. Dazu gehörten Investitionen in schwimmende Windparks in Europa, in Solarenergie in Afrika, in sauberen Verkehr in Asien und in Klimaanpassung in Lateinamerika.
Ich kann heute schon sagen,
- dass wir im Jahr 2022 wieder ein ähnliches Volumen an grünen Finanzierungen erreichen und
- in den nächsten zwei Wochen hier auf der COP eine Reihe neuer Projekte ankündigen.
Meine Damen und Herren,
die aktuelle Energiekrise ist nicht nur eine europäische Krise. Die Internationale Energieagentur bezeichnete sie als die erste globale Energiekrise der Geschichte.
Die Krise zeigt: Wir brauchen den Klimaschutz und vor allem die Dekarbonisierung unserer Energiesysteme – nicht nur um unseren Planeten vor einer Klimakatastrophe zu bewahren, sondern auch für Energiesicherheit und Wirtschaftswachstum.
Deshalb müssen wir den Fokus bei der Bewältigung der Energie- und Klimakrise auf Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Stromnetze und Energiespeicherung legen, aber auch auf innovative Technologien, die stark CO2-lastige Sektoren wie die Schwerindustrie, die Schifffahrt und die Luftfahrt dekarbonisieren.
Ich fordere die Teilnehmenden der COP27 daher zu innovativen Partnerschaften zur Finanzierung grüner Technologien auf. Die EIB steht bereit, um gemeinsam mit all ihren Partnern die grünen Lösungen der Zukunft zu finanzieren.
Vor zwei Wochen hat unser Verwaltungsrat beschlossen, in den nächsten fünf Jahren zusätzliche 30 Milliarden Euro für saubere Energie bereitzustellen, um den REPowerEU-Plan der Europäischen Kommission zu flankieren. Diese herausragende Initiative wird der EU helfen, sich aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu befreien, ihre Klimaziele zu erreichen und die Weltwirtschaft zu dekarbonisieren.
Sicherlich ist es schwierig, jetzt mehr ins Klima zu investieren. Durch den Konjunktureinbruch stehen nur begrenzt Haushaltsmittel zur Verfügung. Das gilt vor allem für den Globalen Süden, wo die öffentlichen Kassen längst nicht genug hergeben.
Entwicklungsbanken können bei diesen gemeinsamen Bemühungen eine zentrale Rolle spielen, indem sie das Risiko von Investitionen verringern und private Geldgeber mobilisieren.
2020 vergaben die multilateralen Entwicklungsbanken 66 Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz. Davon flossen mehr als die Hälfte in Entwicklungsländer.
Allein 2021 erhöhten die MDBs ihre Klimafinanzierungen auf 82 Milliarden US-Dollar. Wieder ging mehr als die Hälfte an Entwicklungsländer.
Damit überstiegen die Gesamtfinanzierungen der MDBs bereits 2021 die auf dem UN-Klimagipfel 2019 in New York festgelegten Klimafinanzierungsziele bis 2025.
Die EIB führt in diesem Jahr den Vorsitz in der Gruppe der MDBs. Gestern haben wir eine gemeinsame Erklärung zu unserem gemeinsamen Klimaschutzziel veröffentlicht.
In der Vergangenheit haben die MDBs bewiesen, dass sie schnell und in großem Maßstab liefern können. Unsere Zusammenarbeit – von strategischen Diskussionen bis hin zur technischen Zusammenarbeit auf Projektebene – wertet den Beitrag jeder einzelnen Institution auf.
Die Lage ist ernst. Es wird weltweit noch zu wenig getan. Aber ich bin optimistisch. Ich sehe viele Erfolge. Sie sind zwar manchmal klein, aber wichtige Etappen auf dem langen Weg, der vor uns liegt.
Sie machen mich zuversichtlich, dass die Weltgemeinschaft die Herausforderung letztlich meistern wird. Wir, die Europäische Investitionsbank, leisten unseren Beitrag dazu.
Ich übergebe nun das Wort an EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle, der zwei Ankündigungen bereithält.
Vielen Dank.
Beim Klimaschutz und beim Übergang zu CO2-armen, krisenfesteren Gesellschaften darf niemand auf der Strecke bleiben. Um dem Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen und zunehmenden Ungleichheiten entgegenzusteuern, müssen wir dringend sozial- und gendergerechte Klimafinanzierungen beschleunigen und einen gerechten Übergang für alle unterstützen. Dieser Übergang wird gerecht sein, oder er wird nicht stattfinden.
Deshalb betrifft die erste Ankündigung der EIB auf der COP die Unterstützung eines weltweiten gerechten Übergangs. Wir werden uns vornehmen, noch mehr Finanzierungsinstrumente für Projekte einzusetzen, die weltweit einen gerechten Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft ermöglichen. Zudem wird die EIB Anpassungsmaßnahmen unterstützen, die ausdrücklich auf Gebiete und Bevölkerungsgruppen ausgerichtet sind, die am stärksten unter den negativen Folgen des Klimawandels leiden. Wir nennen das „gerechte Resilienz“.
So entwickelt die EIB Global beispielsweise mit dem kleinen Inselentwicklungsland São Tomé und Príncipe, das besonders unter dem Klimawandel leidet, eine Strategie, damit auch vulnerable Haushalte und Frauen Zugang zu Trinkwasser erhalten können.
Auf der COP27 müssen wir auch mehr gendergerechte Klimafinanzierungen auf den Weg bringen. Letztes Jahr stellten wir in Glasgow den Leitfaden für gendersmarte Klimafinanzierungen vor. Er enthält Instrumente, Analysen und Fallstudien, mit denen Investierende gender- und klimaspezifische Investitionschancen erkennen können. Hier in Sharm el-Sheikh rufen wir nun unsere Partner dazu auf, sich an dieser wichtigen Initiative zu beteiligen.
Meine Damen und Herren,
Wir sind hier auf der Klima-COP, aber in wenigen Wochen findet die Weltnaturkonferenz COP15 in Montreal statt. Die Bekämpfung des Klimawandels, der Schutz der Natur und die Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt sind eng miteinander verknüpft. Deshalb führt die EIB – und das ist unsere zweite Ankündigung – einen neuen Umweltrahmen ein.
In Einklang mit ihren Klima- und Umweltzielen unterstützt die EIB Projekte, die die Umweltverschmutzung eindämmen und die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen schützen. Wir finanzieren Projekte, die zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz von Wasserressourcen beitragen. Und wir fördern den Aufbau einer blauen Wirtschaft, die Meeres- und Küstenressourcen schont. Außerdem beschleunigt die EIB den Übergang zur Kreislaufwirtschaft und geht verstärkt gegen den zunehmenden Verlust der Biodiversität und die Schädigung der Ökosysteme vor.
Konkret wird die EIB morgen Vormittag – gemeinsam mit der Europäischen Kommission, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und der Union für den Mittelmeerraum – den Start der neuen „Partnerschaft für die blaue Wirtschaft im Mittelmeerraum“ bekannt geben. Die „Blue-Med-Partnerschaft“, wie wir sie nennen, soll mehr nachhaltige Investitionen in die blaue Wirtschaft in der südlichen Nachbarschaft der Europäischen Union ermöglichen, den ökologischen Zustand des Mittelmeers verbessern und gleichzeitig die wirtschaftlichen Chancen nutzen, die die blaue Wirtschaft bietet.
Meine Damen und Herren,
diese Konferenz ist „Afrikas COP“. Wir haben vor Kurzem die EIB Global eingerichtet, um unsere Aktivitäten außerhalb der EU zu verstärken. Aber unsere Partnerschaft mit afrikanischen Ländern besteht bereits seit mehr als 55 Jahren. Die Finanzierungen der EIB sollen Hunderten Millionen Menschen in Afrika den Zugang zu sauberer und bezahlbarer Energie sichern.
Über die EIB Global verstärken wir unsere Präsenz in Afrika und mobilisieren privates Kapital in großem Maßstab für innovative grüne Technologien wie grünen Wasserstoff.
Entsprechend unserer Zusage, die Finanzierungen für Klimaanpassungen bis 2025 zu verdreifachen, möchten wir außerdem zum „Africa Adaptation Acceleration Programme“ beitragen. Das von der Afrikanischen Entwicklungsbank lancierte Programm soll 25 Milliarden US-Dollar für Klimaanpassungen auf dem afrikanischen Kontinent mobilisieren.
Abschließend möchte ich betonen, dass seit Verabschiedung des Pariser Abkommens im Jahr 2015 greifbare Fortschritte erzielt wurden. Aber wir sind noch nicht auf dem Pfad zur Klimaneutralität. Wir brauchen beim Klimaschutz dringend mehr Ehrgeiz und dürfen von unseren Verpflichtungen nicht abrücken.
Die EIB will mit Partnern aus der ganzen Welt zusammenarbeiten – um mehr Finanzierungen bereitzustellen, die den grünen und gerechten Übergang unserer Volkswirtschaften beschleunigen, Gemeinschaften bei der Anpassung an den Klimawandel helfen, die Natur schützen und den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.