Das bulgarische Unternehmen Biovet baut seine Forschung und Produktion aus und festigt die europäische Spitzenposition in der Nutztiermedizin.

Schon einmal so krank gewesen, dass die Muskeln schmerzten und jedes Aufstehen eine Qual war? Wie das wohl für eine 700 Kilogramm schwere Milchkuh ist? Das Tier liegt dann nur noch und frisst nicht mehr. Sie können ihm auch nicht mit Tee und Hühnersuppe wieder auf die Beine helfen. Die Kuh braucht tiermedizinische Hilfe, und zwar schnell.

Das bulgarische Unternehmen Biovet ist auf Tiergesundheit spezialisiert und stellt vor allem Produkte für Nutztiere her. Biovet zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln für Tiere.

„Gesunde Tiere sind die Voraussetzung für sichere Lebensmittel“, sagt Biovet-Chef Anguel Jeliazkov. „Besonders wichtig sind Impfstoffe, weil sie Erkrankungsrisiken mindern. Wir beugen Tierkrankheiten vor und dämmen sie ein. Damit machen wir unsere Lebensmittel sicher und schützen Landwirte vor Einbußen.“

Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat Biovet im Januar dieses Jahres einen Kredit über 100 Millionen Euro gegeben. Das Unternehmen will mit dem Geld seine Produktion und Forschung in den Bereichen Tiergesundheit und Mikrobiologie ausbauen. Biovet, eine Tochtergesellschaft des weltweit tätigen Pharmakonzerns Huvepharma, stellt Impfstoffe und andere Arzneimittel sowie Nahrungsergänzungsmittel unter anderem für Kühe, Schafe, Pferde, Schweine und Geflügel her.

EFSI bringt bulgarischen Pharmasektor voran

Biovet profitiert als eines der ersten bulgarischen Unternehmen vom Europäischen Fonds für strategische Investitionen, aus dem die EIB und die Europäische Kommission zusätzliche Gelder an innovative Unternehmen vergeben.

„Wir fördern die Expansion von Biovet, weil sie der Tiergesundheit zugutekommt“, erklärt Venera Gandzhova, die als Kreditreferentin bei der EIB die Finanzierung betreut. „Das bringt aber auch die Pharmaindustrie insgesamt voran, die in Bulgarien eine große Rolle spielt.“

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© Biovet

Forscherin bei Biovet in der südbulgarischen Stadt Peschtera. Weltweit steigt die Nachfrage nach den Arzneimitteln des Unternehmens.

Schlüsselglied in der Nahrungskette

Weltweit fließt viel mehr Geld in Arzneimittel für Menschen als für Tiere. Dabei ist die Tiermedizin ein wichtiges Glied einer sicheren Nahrungskette. Medikamente für Tiere können Infektionen vorzubeugen und gegen viele andere Erkrankungen helfen, wie etwa Floh- und Zeckenbefall, Tollwut, Diabetes und Krebs.

Volkswirtin Petia Manolova von der EIB hat vor Kurzem selbst erlebt, wie wertvoll Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel für Tiere sein können: Ihre Katze war ganz anders als sonst und spielte nicht mehr. Sie nahm sie mit zum Tierarzt, der Medikamente und Ruhe verordnete.

„Ich stand beim Arzt und sah all die Firmennamen auf den Arzneimittelpackungen. Viele davon kannte ich da schon, und es dämmerte mir, wie lebenswichtig diese Medikamente für Tiere sind“, erzählt Manolova, die mithalf, die Finanzierung für Biovet auf die Beine zu stellen.

Nachfrage nach besseren Arzneimitteln für Nutztiere

Biovet hat gut 2 000 Beschäftigte. Mit dem Kredit der EIB will das Unternehmen in Bulgarien über 200 neue Stellen in ländlichen Gebieten schaffen. Ohne die Finanzierung hätte Biovet seine Expansionspläne auf Eis legen müssen und nicht sofort auf die weltweit steigende Nachfrage nach besseren Arzneimitteln für Tiere reagieren können.

Biovet hat mehrere Werke in Bulgarien und wird mit dem Geld von der EIB zwei neue Anlagen bauen: eine Fermentationsfabrik für Nahrungsergänzungs- und Arzneimittel für Mensch und Tier sowie ein Werk zur Herstellung von Impfstoffen. Die Fermentationsfabrik soll im südbulgarischen Peschtera entstehen, 120 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Sofia. Das Impfstoffwerk ist in Rasgrad im Nordosten des Landes geplant.

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Während manche Unternehmen aus der Branche ihre Produktion nach China verlagern, bleibt Biovet in Europa.

Voll integrierte Produktion

Was Biovet von den meisten anderen Unternehmen für Tiergesundheit unterscheidet, ist seine vollständig integrierte Produktion. „Das heißt, unser Unternehmen stellt den Wirkstoff her, kümmert sich um die endgültige Zusammensetzung des Medikaments und übernimmt auch die Verpackung und Qualitätskontrolle“, erklärt Jeliazkov. Der Wirkstoff ist der Bestandteil eines Arzneimittels, der die biologische Veränderung herbeiführt. Seine Herstellung ist bei Weitem der teuerste und arbeitsintensivste Teil der Produktion.

„Die meisten EU-Unternehmen in diesem Sektor produzieren in China, um Geld zu sparen“, so Jeliazkov. „Biovet hat sich dafür entschieden, in Europa zu bleiben. So können wir Produkte für die Tiergesundheit in höchster Qualität herstellen.“

Im Zuge der Expansion soll die Wirkstoffproduktion für Arzneimittel nun um 30 Prozent wachsen, die Produktion von Nahrungsergänzungsmitteln und Gesundheitsprodukten für Tiere sogar um 50 Prozent. Die Nachfrage nach EU-zertifizierten Tiergesundheitsprodukten wächst weltweit – weil sie als sicherer gelten, wie wir von Jeliazkov erfahren.

Manolovas Katze ist mittlerweile wieder gesund und munter. Die Medizin und ein paar Tage Ruhe haben geholfen.

„Ich freue mich, wenn ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass es den Tieren gut geht“, sagt sie.