Länder weltweit leiden unterschiedlich stark unter dem Klimawandel. Deshalb sind ein gerechter Übergang und gerechte Resilienz so wichtig für soziale Teilhabe und Klimaanpassung.

Der Klimanotstand ist schon längst Realität. Weltweit leiden Gesellschaften und Volkswirtschaften unter den Folgen des Klimawandels. Wir müssen die meistgefährdeten Länder und Menschen stärker unterstützen. Doch darf bei nachhaltigen Investitionen niemand auf der Strecke bleiben.

Zwei der wichtigsten Begriffe mit Blick auf einen sozial verträglichen Klimaschutz sind „gerechter Übergang“ und „gerechte Resilienz“. Denn diese Begriffe erkennen an, dass Menschen und Orte unterschiedlich stark unter den Folgen des Klimakrise leiden und weltweit gehandelt werden muss.

Gerechter Übergang bedeutet, dass wir Menschen neue Jobs und Chancen bieten, die am stärksten von Klima- und Dekarbonisierungsmaßnahmen betroffen sind, etwa von der Stilllegung von Bergwerken und fossil betriebenen Anlagen.  Gerechte Resilienz hat zum Ziel, den Ländern und Menschen stärker unter die Arme zu greifen, die aufgrund ihrer geografischen oder sozioökonomischen Lage besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden.

Hunderte Millionen Menschen und Gemeinschaften sind nicht in der Lage, Strategien zur Klimamitigation und -anpassung zu gestalten oder in diese zu investieren. Aber auch sie müssen von den Maßnahmen profitieren, die die Erderwärmung stoppen oder Klimaanpassungen ermöglichen.

Die am wenigsten entwickelten Länder, viele davon in Afrika, haben mit die geringsten Treibhausgasemissionen, sind aber ebenso wie kleine Inselentwicklungs- und fragile Länder unverhältnismäßig stark vom Klimawandel betroffen.

Vor allem Menschen am Rand der Gesellschaft laufen Gefahr, ihre Häuser und ihr Land zu verlieren. Denn sie leben oft an Orten, die den Klimafolgen wie Schlammlawinen, Wasserverschmutzung und Überschwemmungen am stärksten ausgesetzt sind.  Ebenso sind es oft die Ärmsten, die ihre Jobs verlieren, wenn Regierungen die Industrie auffordern, auf nachhaltigere Wirtschaftsaktivitäten umzustellen.

Gleiche Chancen für alle sind ein Muss

Was können wir dafür tun? Wir brauchen integrierte Klima- und Sozialmaßnahmen, die die ungleiche Verteilung von Klimastrategien und Klimafolgen berücksichtigen. Und wir brauchen eine breite öffentliche Unterstützung. Nur so wird die grüne Wende für alle ein Erfolg. Entscheidend ist, dass wir die internationalen Finanzierungen für Klimaanpassungen und -resilienz aufstocken, um den meistgefährdeten Ländern und Gemeinschaften zu helfen. Aber wir müssen auch die Menschen stärker unterstützen, die Gefahr laufen, im Zuge der Dekarbonisierung auf der Strecke zu bleiben.

Auf der 28. UN-Klimakonferenz im November und Dezember dieses Jahres geht es vorrangig darum, mehr Finanzmittel bereitzustellen – für einen gerechten Übergang und damit Menschen, Länder und Unternehmen sich an den Klimawandel anpassen können und klimafester werden.

Als Klimabank der EU ist die EIB einer der weltweit größten Geldgeber für den Klimaschutz. Die EIB Global, der Geschäftsbereich Entwicklung der EIB, weitet nun die Unterstützung der Bank für einen gerechten Übergang über die EU hinaus aus. Sie fördert Projekte für einen gerechten Übergang und gerechte Resilienz, indem sie Finanzierungen, technische Hilfe und Know-how zur Verfügung stellt und weltweit neue Partnerschaften aufbaut.


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Eine neue Strategie für die Schutzbedürftigsten

Für einen gerechten Übergang fördert EIB Global von der grünen Wende betroffene Arbeitskräfte sowie CO2-arme Infrastruktur, Energieeffizienz, erneuerbare Energien, kleine und mittlere Unternehmen, Aus- und Weiterbildung, Umschulungen sowie Umweltsanierungen.

Dabei flankiert sie Partnerschaften für eine gerechte Energiewende, etwa in Südafrika und Senegal, und sie beteiligt sich an Team-Europa-Initiativen, um die kohlebasierte Stromerzeugung zu beenden. Außerdem steht sie Arbeitskräften und Gemeinschaften zur Seite, die von der Stilllegung fossil betriebener Anlagen betroffen sind oder davon, dass keine fossilen Brennstoffe mehr gefördert werden.

Als erste internationale Finanzierungsinstitution konzentriert die EIB Global ihre Resilienzförderung ab 2024 auf die am wenigsten entwickelten Länder, fragile und konfliktbetroffene Staaten sowie kleine Inselentwicklungsländer. Sie legt den Fokus auf Anpassungsmaßnahmen, die diejenigen einbeziehen oder begünstigen, die für ihren Lebensunterhalt auf natürliche Ressourcen und Ökosysteme angewiesen sind. Dazu gehören auch Indigene, Frauen und Nichtbinäre, junge Menschen, Migranten und andere Gruppen, die weltweit den Klimafolgen unverhältnismäßig stark ausgesetzt sind. Die EIB Global wird einen stärker integrierten Ansatz für die Klimaanpassung und soziale Teilhabe verfolgen, um mehr zu bewirken.

Ein Beispiel ist die Beteiligung der EIB Global am The Urban Resilience Fund (TURF). Mauretanien, eines der am wenigsten entwickelten und fragilsten Länder der Welt, trägt die Hauptlast des Klimawandels. TURF will die Hauptstadt Nouakchott und ihre Bevölkerung vor Küstenerosion und Überschwemmungen schützen und gleichzeitig benachteiligte Gemeinschaften unterstützen – für eine gerechte Resilienz. Der Fonds bewirkt für die Menschen in der Region viel Gutes: Er ermöglicht einen leichteren Zugang zum Fischereihafen und die Schaffung von Freizeiteinrichtungen, Gewerbe- und Industriezonen.

Im kleinen Inselstaat São Tomé und Príncipe, der den Klimafolgen besonders stark ausgesetzt ist, hilft die EIB Global, das Wasserversorgungsnetz klimafester zu machen. Zudem erhalten 25 000 Menschen erstmals direkten Zugang zum Wassernetz. Familien mit Wasseranschluss müssen nicht mehr anderswo Wasser holen, was in der Regel Aufgabe von Frauen und Mädchen ist und viel Zeit in Anspruch nimmt.

Wir müssen unsere Volkswirtschaften dekarbonisieren und klimasicherer machen. Das gelingt nur, wenn wir sozial verantwortlich handeln. Daher fordere ich unsere Partner auf, sich uns anzuschließen und Klimaprojekte zu fördern, die alle mitnehmen.