Der Europäische Garantiefonds entlastet Banken, damit Unternehmen in Europa überleben. Wie funktionieren die Kredithilfen des Fonds in Finnland und Schweden?

Von Chris Knight und Claire Shirley

Petri Vartiainen hat als Experte für Exportfinanzierungen alle Hände voll zu tun.

„Wer weiß schon, was die Zukunft bringt oder wie lange die Pandemie noch andauert“, sagt Vartiainen vom finnischen Finanzinstitut Finnvera. Die öffentliche Förderbank stellt Unternehmen Kredite und Garantien bereit und unterstützt finnische Exporte in den Sektoren Schifffahrt, Telekommunikation, Forstwirtschaft, Bergbau, Metallindustrie und Energiewirtschaft.

Die Pandemie beutelt Unternehmen querbeet, vor allem die Exporteure auf dem Weltmarkt. Ohne Cashflow können Firmen ihre Rechnungen nicht bezahlen und nicht in ihre Wettbewerbsfähigkeit investieren.

Was die Banken jetzt brauchen, ist ein Rückhalt, um mehr günstige Kredite vergeben zu können.  Der Europäische Garantiefonds, das Covid-19-Sicherheitsnetz der Europäischen Investitionsbank, kommt da gerade zur rechten Zeit. Mit seiner Hilfe sichern Banken die Existenz und das Wachstum von Unternehmen, und das in einer Zeit, in der viele Firmen dachten, sie müssten ihre Investitionen auf Eis legen.

„Finanzinstitute wie Finnvera können dadurch coronageschädigten heimischen Unternehmen unter die Arme greifen“, so Roxana Popescu, die bei der Europäischen Investitionsbank Kredite in den nordischen Ländern betreut.

Im April 2021 besicherte die EIB einen großen Teil des künftigen Kreditportfolios von Finnvera. Dadurch kann das Institut bis zu 650 Millionen Euro zusätzlich an mittlere und große Unternehmen ausreichen.

>@Finnvera
© Finnvera

Dank der Garantie können Finnvera und andere Banken mehr coronageschädigten Unternehmen helfen

Die Europäische Investitionsbank hat im Jahr 2020 den Europäischen Garantiefonds eingerichtet. Der Fonds soll Unternehmen in der Pandemie über Wasser halten und ihnen helfen, sich schnell wieder zu erholen und weiter in die grüne Wende zu investieren. Die Garantien werden von den am Programm teilnehmenden EU-Ländern gemeinsam getragen.

Die EIB hat europaweit Dutzende ähnlicher Garantien zur Stärkung der Wirtschaft unterzeichnet. Etwa zwei Drittel der verfügbaren fast 25 Milliarden Euro sind bereits untergebracht. Damit könnte der Garantiefonds 200 Milliarden Euro für die Wirtschaft der Europäischen Union mobilisieren.

Der Fonds ist Teil des Hilfspakets der Europäischen Union von über 500 Milliarden Euro für die Bereiche der europäischen Wirtschaft, die am stärksten von der Krise betroffen sind.

Fünf Coronafolgen, die Unternehmen schwer zusetzen

  • Menschen können nicht zur Arbeit gehen, wodurch große Beschäftigungslücken entstehen
  • Die wirtschaftliche Produktivität sinkt durch Arbeitskräftemangel oder gestörte Lieferketten
  • Unterbrechungen der Lieferketten haben höhere Preise zur Folge
  • Arbeitskräftemangel führt zu Lohninflation
  • Unternehmen hören auf zu investieren oder arbeiten auf Sparflamme, um zu überleben

Exporte brechen weiter ein

Als staatlicher Finanzier soll Finnvera das Angebot der Finanzmärkte ergänzen, Neugründungen in Finnland fördern und bestehende Unternehmen beim Wachstum unterstützen. Als offizielle Exportkreditagentur Finnlands hilft das Institut zudem seinen rund 26 000 Kunden beim weltweiten Vertrieb ihrer Produkte.

Viele große Exportfirmen bekommen die Folgen der Pandemie zeitlich verzögert zu spüren, weil die Bestellungen oft einen langen Vorlauf haben. Finnvera und andere finnische Finanzinstitute hatten geglaubt, die Folgen der Krise würden erst Ende 2020 auf die nationalen Exporteure und ihre Zulieferer durchschlagen. Ein Trugschluss für die finnische Wirtschaft, die stark von Exporten abhängt, vor allem in den Sektoren Forstwirtschaft, chemische Industrie, Technologie und Schiffbau.

„Als die Pandemie ausbrach, begannen wir sofort, uns auf alle Eventualitäten vorzubereiten", sagt Senior Adviser Vartiainen. „Ich denke, dass es der finnischen Wirtschaft verglichen mit vielen anderen Ländern recht gut geht. Aber die Pandemie ist noch immer sehr präsent, und die Folgen für die verschiedenen Branchen sind schwer absehbar. Die EIB war und ist ein wichtiger Partner für Finnvera und den finnischen Finanzsektor.“

>@Finnvera
© Finnvera

Petri Vartiainen weiß nicht, welche Folgen die Pandemie letztlich für viele Branchen in seinem Land haben wird

Coronakredite in Schweden

Die Europäische Investitionsbank unterzeichnete eine ähnliche Garantievereinbarung mit der schwedischen Exportkreditgesellschaft SEK, die dadurch zusätzlich 467 Millionen Euro an mittlere und große Unternehmen vergeben kann. Insgesamt könnte die Garantie der schwedischen Wirtschaft letztlich 1,1 Milliarden Euro zuführen. Die EIB stellt jährlich rund zwei Milliarden Euro für Projekte in Schweden bereit.

Die SEK ist wie Finnvera eine öffentliche Gesellschaft, die schwedische Exporteure, ihre Lieferanten und internationale Abnehmer finanziert. Seit 1962 haben SEK-Kredite Hunderten schwedischer Unternehmen – darunter Ericsson und Volvo – geholfen, ihre Produktion zu steigern, Übernahmen zu tätigen, Arbeitsplätze zu schaffen und weltweit mehr Produkte zu verkaufen.

Kreditreferent Erik Welin, der bei der Europäischen Investitionsbank an der Garantievereinbarung mit der SEK mitwirkte, ist überzeugt: Der Europäische Garantiefonds „ermöglicht es uns, die Erholung und den Wiederaufbau der Wirtschaft voranzubringen. Diese Arbeit ist wichtig, weil wir jetzt auf die Wiedereröffnung der Volkswirtschaften zusteuern.“

Es ist gut, in einer Krise für viele Arten von Hilfe offen zu sein.

„Wir sind sehr daran interessiert, unseren Kunden mit möglichst vielen Instrumenten beizustehen“, sagt Richard Anund, Senior Manager bei SEK.