Die Adaptation Days – für bessere Regulierung, mehr Klimaanpassung in der Wirtschaft und einen Fokus auf die finanziellen Folgen extremer Wetterereignisse

Über die EU-Initiative JASPERS beraten Fachleute der Europäischen Investitionsbank (EIB) nationale, regionale und lokale Behörden, wie sie ihre Projekte an EU-Standards anpassen können und dadurch bessere Aussichten auf EU-Mittel haben. Derzeit beraten sie zu 500 Projekten. Und bei allen geht es auch um Klimaanpassung.

Doch das reicht noch lange nicht.

„Wir müssen mehr tun“, so der für Klimafinanzierungen zuständige EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle. „Nötig sind mehr Projekte und mehr Beratung, um die Wirtschaft und Gesellschaft zu stärken und uns besser auf die Klimafolgen vorzubereiten.“

Wir brauchen unbedingt eine bessere Regulierung, mehr Klimaanpassung in der Wirtschaft und einen Fokus auf die finanziellen Folgen extremer Wetterereignisse und anderer Klimafolgen. So lautete die Botschaft auf den Adaptation Days der EIB am 24. und 25. April 2024 in Luxemburg. Die Warnung war klar: Nichtstun kostet uns letztlich viel mehr als jede Investition, die wir heute tätigen.



>@EIB

EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle

Ein Plan für die Klimaanpassung

Auf den Adaptation Days mit der EIB als Gastgeberin trafen sich Fachleute aus Politik, Wirtschaft und multilateralen Banken. Roman Röhrl, Experte für Klimaanpassung bei der EIB, präsentierte den 2021 verabschiedeten Anpassungsplan der EIB-Gruppe mit seinen drei Hauptzielen:

  • Förderung einer intelligenteren und systemischeren Anpassung
  • Finanzierung einer schnelleren Anpassung
  • Beschleunigung internationaler Anpassungsmaßnahmen

„Bisher macht die Anpassung meist nur einen kleinen Teil größerer Projekte aus“, erläuterte Röhrl. „Deshalb brauchen wir mehr Investitionsprogramme, bei denen die Anpassung im Vordergrund steht. Etwa bei Autobahnprojekten. Da werden häufig nur einzelne Abschnitte klimasicher modernisiert. Aber eigentlich muss es um das ganze Netz gehen.“

Der Anstoß kommt aus Europa

Häufig geben nationale oder supranationale Programme den Anstoß für Anpassungsmaßnahmen, also für Projekte, mit denen sich Städte und Unternehmen an die aktuellen und künftigen Folgen des Klimawandels anpassen. (Unter Klimaschutz fallen hingegen Projekte, die den CO2-Ausstoß senken und damit die menschengemachte Erderwärmung bremsen.)

Violeta González Aleñar ist beim spanischen Schienennetzbetreiber Adif für EU-Fonds und Projektfinanzierungen zuständig. Auf der Konferenz erzählte sie, wie der nationale Klimaanpassungsplan ihr Unternehmen dazu bringt, seine Schwachstellen zu beheben. Dabei hat Adif das JASPERS-Team an seiner Seite. „Der Anstoß kommt aus Europa“, bestätigte Violeta González Aleñar.

JASPERS half auch der Metropolregion Lissabon bei wichtigen Investitionen, etwa einem Tsunami-Warnsystem für die Mündung des Tejo. 

Dass es in Portugal Tsunamis geben könnte, ist Ihnen neu? Dann sehen Sie sich den Videoclip mit Carlo Buontempo vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen an. Anhand alarmierender Daten verdeutlichte er auf der Konferenz, wie sehr sich unser Klima bereits verändert hat. Die Durchschnittstemperaturen der vergangenen Monate waren demnach höher als je zuvor in den letzten 100 000 Jahren.

In Europa sei die Erwärmung rasanter als auf allen anderen Kontinenten, erklärte Buontempo. Allein zwischen 2022 und 2023 seien die Gletscher in den Alpen um zehn Prozent geschrumpft.

Unternehmen sehen Anpassung als Chance

Viele Unternehmen begreifen, wie groß die Gefahr ist.

Laut Bouke de Vries, Berater des Vorstands der Rabobank, können Banken und der Finanzsektor helfen, das System komplett umzukrempeln. Aber dafür brauchen sie eine klare Ansage aus der Politik. „Wir schreien normalerweise nicht nach Regulierung, aber hier brauchen wir sie wirklich“, erklärte de Vries. „Deshalb haben wir die Regierung aufgefordert festzulegen, wo wir keine Immobilienprojekte mehr finanzieren sollten, oder wenn, dann mit welchen Anpassungen.“

Unternehmen sehen die Klimaanpassung aber auch als neuen Markt.

Inzwischen entwickelt die Rabobank mit Gewerbeparks und Wohneigentümern in den Niederlanden spezielle Programme für die Klimaanpassung. „Wir müssen Klimaschutz und Klimaanpassung als Chance sehen. Nicht nur als Risiko“, so de Vries.

Aber noch ziehen nicht alle mit. Laut Christopher Perceval, Senior Market Engagement Director bei S&PGlobal Sustainable, unterschätzt die Hälfte aller Unternehmen in ihren Anpassungsplänen die potenziellen Folgen des Klimawandels.

Die Firmen seien hauptsächlich auf den Klimaschutz fokussiert, müssten sich aber auch eingehender mit der Anpassung befassen. „Alle reden von Dekarbonisierungsplänen, aber kaum jemand von Resilienzplänen“, erklärte er. „Da gibt es eine Lücke.“

Anpassen versus Nichtstun

Egal, ob Unternehmen die Klimaanpassung als Chance sehen oder nicht: Sie müssen handeln, und zwar jetzt.

Eliza Mahdavy verantwortet den Bereich Corporate Social Responsibility beim Netzbetreiber Enedis, der 95 Prozent des französischen Stroms verteilt. Sie findet: Firmen müssen die enormen Investitionen in die Klimaanpassung dem Preis fürs Nichtstun gegenüberstellen. „Alle Investitionsentscheidungen, die wir treffen, werden sich auf die Stromtarife auswirken.“

„Deshalb müssen wir die vielen Daten richtig interpretieren und zusammen mit Behörden, Investoren und Versicherern eine möglichst gerechte Energiewende ermöglichen.“

Alexandrina Boyanova, für Klimathemen bei EIB-Finanzierungen zuständig, bringt auf den Punkt, worum es bei den Adaptation Days geht: „Projekte und noch mehr Projekte.“ Wer mehr in die Klimaanpassung investieren wolle, sei jederzeit willkommen.

„Wenn die Adaptation Days Sie auf eine Projektidee gebracht haben, möchten wir sie gerne hören“, versicherte Boyanova. „Unsere Teams aus Kreditreferentinnen, Branchenfachleuten und Beratern helfen gern, aus Ihren Ideen konkrete Projekte zu machen. Projekte, die die EIB finanzieren kann.“