Städte spüren jetzt schon die Auswirkungen des Klimawandels
2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Aber die durchschnittliche globale Temperatur steigt weiter – und damit verschlimmern sich auch die Auswirkungen des Klimawandels. Laut der Europäischen Klimarisikobewertung erwärmt sich Europa schneller als alle anderen Kontinente. Deshalb hinken die aktuellen Maßnahmen den schnell wachsenden Risiken hinterher.
Städte spüren jetzt schon die Auswirkungen des Klimawandels. Extreme Hitze, Dürren, Waldbrände, Überschwemmungen, Sturmfluten, steigende Meeresspiegel und weniger Artenvielfalt sind vielerorts schon Realität. In der Europäischen Union leben fast 340 Millionen Menschen in urbanen Räumen und erwirtschaften dort 85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wir müssen mehr in diese Regionen investieren und sie klimafest machen, um Menschen, Wirtschaft und Infrastruktur zu schützen, gleichzeitig aber auch die Wettbewerbsfähigkeit anzukurbeln.
Glücklicherweise betrachten immer mehr Städte die Anpassung an den Klimawandel als Priorität. Laut einer kürzlichen Umfrage der Europäischen Investitionsbank in 744 Städten wollen über 60 Prozent in den nächsten drei Jahren mehr in Klimaschutz und Klimaanpassung investieren. Dabei liegt der Fokus in allen EU-Regionen vor allem auf der Modernisierung und Anpassung der Infrastruktur. Portugals nationales Klimagesetz sieht zum Beispiel über 300 lokale Aktionspläne vor. Außerdem wird das Thema Klimaresilienz in den nationalen und lokalen Baustandards und -anforderungen berücksichtigt.
Im März 2024 veröffentlichte die Europäische Kommission eine Mitteilung über die Bewältigung von Klimarisiken zum Schutz der Menschen und ihres Wohlstands. Darin schreibt sie, dass private Investitionen fundamental sind, wenn wir die Klimarisiken bewältigen und die Klimaresilienz stärken wollen. Deshalb müssen wir für den Privatsektor die Bedingungen zum Investieren verbessern. Die Europäische Investitionsbank arbeitet eng mit der Kommission und mit Ländern, Städten und der Privatwirtschaft zusammen, um Anpassungsmaßnahmen zu finanzieren. Letztes Jahr haben wir weltweit 2,7 Milliarden Euro für solche Projekte bereitgestellt. In diesem und den kommenden Jahren wollen wir noch mehr für die Klimaanpassung tun.
Die EIB hat mehrere Finanzierungsinstrumente und Beratungsdienste, die Anpassungsmaßnahmen in Städten unterstützen. Wir fördern große Infrastrukturprojekte wie etwa klimaresilienten Stadtverkehr und Überschwemmungsprävention quer durch die EU. Rahmendarlehen eignen sich besonders gut für Investitionen in die Klimaanpassung.
Denn Rahmendarlehen helfen Städten, mittel- bis langfristige Investitionsprogramme zu finanzieren. Die Gründe: Anpassungsinvestitionen berühren meist mehrere Sektoren wie Wasser und Verkehr, und oft umfassen sie viele kleine Projekte, die einzeln schwer finanzierbar wären. Außerdem fördern die Rahmendarlehen der EIB auch weitere Ziele wie etwa saubere Energie, Krankenhäuser und Schulen. Die Gelder können über mehrere Jahre abgerufen werden. Das bietet Vorteile, weil Städte Vorlaufzeit für ihre Projekte benötigen oder den Kredit dann vielleicht noch mit anderen Finanzierungen kombinieren können.
Ein jüngstes Beispiel ist das Rahmendarlehen der EIB an die Stadt Florenz für ihre Stadtentwicklungs- und Klimastrategie. Gefördert wurden damit eine Flussrenaturierung, Rückhaltebecken für artenreiche Gewässer, nachhaltige Entwässerungssysteme und umweltfreundlicher Verkehr. Wir haben auch den Anpassungsplan der Stadt Krakau finanziert: für nachhaltige Mobilität, grüne Flächen und öffentliche Gebäude wie Schulen und Krankenhäuser.
Über ihre ADAPT-Plattform berät die EIB Städte zu ihren Anpassungsplänen. Wir haben zum Beispiel mit der Metropolregion Lissabon beim Aufbau der Projektpipeline für ihre Klimaanpassungsstrategie zusammengearbeitet und dabei vorrangige Projekte und zusätzliche Anpassungsmaßnahmen identifiziert. Die italienische Stadt Taranto beraten wir zu ihrer Grüngürtel-Strategie. Die Stadt soll durch Parks und Grünflächen aufgewertet werden. Außerdem überlegen wir mit der Region Andalusien, wie sie bei ihrer nachhaltigen Mobilitätsplanung den Klimawandel mitdenken kann.
Bei Klimaanpassungsprojekten muss vor allem der soziale Aspekt berücksichtigt werden. Denn Schwächere und Ärmere sind meist einem größeren Risiko ausgesetzt, weil sie eher in gefährdeteren Gebieten wohnen und weniger leicht umziehen können. Sie können auch weniger Geld in die Hand nehmen, um ihr Zuhause klimafest zu machen oder sich anderweitig an extreme Wetterereignisse anzupassen. Deshalb brauchen wir eine „gerechte Resilienz“, die uns gegen die Auswirkungen des Klimawandels wappnet, und einen „gerechten Übergang“ von fossiler Energie zu CO2-armen Technologien.
Um die unausweichlichen Folgen des Klimawandels besser abzufedern, hilft nur eines: Die Städte müssen sehr viel mehr in die Anpassung investieren. Aber wenn das Geld fehlt, ist das schwierig. Deshalb arbeitet die EIB an innovativen Finanzierungen für Anpassungsinvestitionen. So könnte sie Einnahmen aus obligatorischen oder freiwilligen Zahlungen von Unternehmen oder Privatpersonen einsetzen, die klimawandelbedingte Schäden vermeiden wollen.
Die EIB möchte ihre Beziehungen zu den Städten und urbanen Gebieten in der EU stärken. Netzwerke wie Eurocities bringen uns zusammen und bieten eine Möglichkeit, über Investitionshürden und Anpassungsprioritäten sowie mögliche Lösungen zu diskutieren. Wir sind da, um zu helfen. Kontaktieren Sie uns.