Sreya Banerjee und Rudraneil Sengupta kennen sich seit der Schulzeit, und im Laufe der Jahre haben sich ihre Wege immer wieder gekreuzt. Als Sengupta ein Buch über Ringen in Indien veröffentlichte, beschlossen die beiden, gemeinsam an einer Fernsehreportage über die Geschlechterkluft im Sport zu arbeiten.
Ringen ist in Indien traditionell eine Männerdomäne. Frauen haben da nichts zu suchen, sagen tief verwurzelte gesellschaftliche und religiöse Vorbehalte. Im Dokumentarfilm A Battle for Rights and Recognition: India’s female fighters erzählen Banerjee und Senguptas über die Höhen und Tiefen indischer Kampfsportlerinnen. Es ist ein Film über Frauen, die eine neue Generation von Mädchen inspirieren und die Einstellung gegenüber Frauen in der Gesellschaft verändern.
Auch heute noch ist es für indische Frauen schwierig, mit dem Ringen zu beginnen. Vielerorts wollen die Leute nicht einmal, dass Frauen zuschauen. Ringerinnen werden angegriffen und sozial ausgegrenzt.
„Wir wollten wissen, wie diese Frauen trotz allem Spitzensportlerinnen geworden sind und olympische Medaillen holen“, sagt Sengupta. „Manche dieser Frauen kommen aus Gegenden Indiens, in denen Frauen viel weniger Bildung und Rechte haben als im Rest des Landes. Und doch haben sie es geschafft. Wir wollten also herausfinden, wie sie das gemacht haben, welche Probleme sie hatten und wer sie unterstützt hat.“
Eine der Ringerinnen in der Dokumentation ist Antim. Ihr Name bedeutet auf Hindi „die Letzte“, weil ihre Eltern kein weiteres Mädchen mehr wollten. Antim ist jetzt eine der größten Medaillenhoffnungen Indiens bei den Olympischen Spielen in Paris.
Zu Beginn der Dreharbeiten kam gerade heraus, dass der Leiter des indischen Ringerverbands Frauen sexuell belästigt hatte. Das gab Banerjee und Sengupta die Gelegenheit, über die Straßenproteste und die erste #MeToo-Bewegung im indischen Sport zu berichten.
„Wir brauchen mehr Medien, die ausführlicher über internationale und soziale Themen berichten – die mehr als nur die Schlagzeilen bringen“, sagt Banerjee. „Wir müssen Geschichten erzählen, die Hoffnung machen und Gutes hervorbringen. Solche Geschichten können die Gesellschaft verändern.“
Wie Minenarbeiterinnen den Kongo verändern
Mélanie Gouby befasst sich als Journalistin seit 15 Jahren viel mit den Themen Rohstoffmanagement, Geopolitik und Konflikte, die in Ost- und Zentralafrika eng miteinander verknüpft sind. Ihr Weg führte sie in die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo), wo sie drei Jahre lang lebte und eine tiefe Verbundenheit mit der Region entwickelte.
Ihr nominierter Beitrag Rise of the ‘Mother Boss’: How female miners are taking control in DRC über Minenarbeiterinnen in der DR Kongo ist Teil eines größeren Projekts. Es untersucht, wie sich US- und EU-Bestimmungen zu Sorgfaltspflichten auf die Beschaffung von Konfliktmineralien in der DR Kongo auswirken.
Bei der Recherche wurde ihr klar, dass die Wurzeln des Konflikts weit über die mineralischen Rohstoffe hinausgehen. Auf der Suche nach Lösungen traf sie Jocelyn Kelly und Annie Sinanduku Mwange. Kelly ist Direktorin der Harvard Humanitarian Initiative, Mwange Bergbau-Aktivistin in Kailo, einer Stadt im Osten des Landes. Mwanges Organisation sensibilisiert dörfliche Gemeinschaften zu Themen wie sexuelle Gewalt im Bergbau. Ein Ergebnis ihrer Workshops ist das Konzept der „Mother Boss“, der Mutter und Chefin. Es soll die Zusammenarbeit zwischen den Bergleuten fördern und die Hygienestandards und das Wohlergehen vor Ort verbessern.
Goubys Artikel, der im Guardian erschien, stieß auf positives Echo. Trotzdem beklagt sie, dass Frauen und sexuelle Belästigung in der breiten Medienlandschaft oft übersehen werden.
„Journalisten müssen diese Geschichten so präsentieren, dass sie die Leute erreichen und etwas bewirken. Nur so können sie in einem informationsgesättigten Umfeld durchdringen“, sagt sie. „Wir müssen die Aufmerksamkeit halten, damit Initiativen wie die von Annie weiter unterstützt werden.“
Gouby wird weiterhin über Rohstoffe und ihre Lieferkette berichten, weil das globale Probleme berührt – auch das Versagen des Kapitalismus, rohstoffreiche Regionen in ihrer Entwicklung zu fördern. Sie setzt sich für eine gerechtere Zukunft ein.
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Kampf gegen Tabus und Periodenarmut in Westpapua
In Westpapua, einer indonesischen Provinz auf der Insel Neuguinea, ist es immer noch verpönt, über sexuelle und reproduktive Gesundheit zu sprechen. Gerade auch über die Menstruation. Für Mädchen ist das belastend, wenn sie zum ersten Mal ihre Periode bekommen. Sie wissen nicht, warum sie bluten und was sich in ihrem Körper verändert.
Für den Artikel Breaking Taboos: Papua women embrace collective care to end period poverty traf sich die Autorin Narriswari mit den Frauenorganisationen Yayasan Biyung, Perempuan GIDI, Kewita und Elsham Papua. Sie rütteln mit einer Initiative für wiederverwendbare Stoffbinden an sozialen Normen in Java und Papua und wollen trotz der politischen Unruhen und militärischen Konflikte Veränderungen erreichen. Die Initiative bietet Workshops zum Recht auf Menstruationsgesundheit an und wird von einer Menschenrechtsorganisation und einer kirchlichen Gruppe unterstützt.
Narriswari fand es toll, dass so viele Frauen freiwillig kamen und über ihre Erlebnisse und Ängste berichteten. So konnten sie aus der passiven Rolle ausbrechen, die ihnen bei Veranstaltungen staatlicher Stellen oft zugewiesen wird.
Der Artikel kam bei der Selbsthilfebewegung und den vorgestellten Frauen gut an. Sie waren überrascht, dass ein solches Thema in den breiten Medien behandelt und das Tabu der Menstruation gebrochen wurde.
Die Geschichte ermutigte auch dazu, selbst aktiv zu werden. In Jakarta sammelten Studierende bei einer Fotoausstellung über den Kampf gegen Periodenarmut Geld und spendeten den Erlös.
Trotz des Erfolgs stellt Narriswari fest: „Solche Geschichten schaffen es nur selten in die indonesischen Mainstream-Medien. Nur Medien, die sich wie das Multatuli-Projekt für Genderfragen und sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte einsetzen, schenken solchen Themen die nötige Aufmerksamkeit. Es ist inspirierend und wichtig für den sozialen Wandel, Geschichten zu erzählen, über die sonst niemand berichtet.“
Narriswari arbeitet derzeit an einem weiteren Langzeitprojekt. Dabei geht es um sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt in Papua.
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