Beim Ausbau des Wassernetzes in Nordmazedonien geht Entwicklung Hand in Hand mit der EU-Integration
Städte müssen sich stetig weiterentwickeln und auf einen raschen Zuzug, den Klimawandel und knappe Ressourcen einstellen. Skopje hat sich viel vorgenommen: Die Hauptstadt Nordmazedoniens will sich zu einer grünen, bürgernahen und modernen europäischen Metropole mausern.
Deshalb soll es jetzt mit dem Umweltschutz mächtig vorangehen. Die Stadt baut eine neue Kläranlage für die sanitäre Versorgung einer halben Million Menschen. Dann wird auch der Vardar, der längste Fluss Nordmazedoniens, nicht mehr so stark verschmutzt.
Für das Projekt vergab die Europäische Union kürzlich einen Zuschuss von 70 Millionen Euro aus dem Investitionsrahmen für den westlichen Balkan – die größte Summe, die bislang für den Wassersektor des Landes bewilligt wurde.
„Die Republik Nordmazedonien hat Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union aufgenommen und verstärkt ihre Anstrengungen, um dem Ziel näher zu kommen“, sagte Finanzminister Fatmir Besimi bei der Unterzeichnung des Zuschusses. „Die Reformen, mit denen wir Europa zu uns holen und EU-Standards im täglichen Leben umsetzen, nehmen Fahrt auf. Wir gehen auch große Infrastrukturprojekte an, die uns insgesamt in der Entwicklung und wirtschaftlich voranbringen.“
Die Finanzierung wurde am 22. März 2023 – dem Weltwassertag – von der EIB Global und der Regierung Nordmazedoniens in Skopje unterzeichnet, zeitgleich mit der ersten UN-Wasserkonferenz seit einem halben Jahrhundert.
„Die Menschen in Skopje erhalten endlich eine Kläranlage – das ist so wichtig für die Umwelt“, sagte Bojan Marichic, der stellvertretende Ministerpräsident für europäische Angelegenheiten. „Die europäische Integration ist der beste Weg zur Weiterentwicklung des Landes. Da geht es nicht nur um Kriterien und Rechtsvorschriften, die wir erfüllen müssen, sondern auch um konkrete Hilfe für das Land und seine Bürgerinnen und Bürger.“
90 Prozent gereinigtes Wasser
Der EU-Zuschuss wird die Vorbereitung und den Bau der Kläranlage erheblich beschleunigen. Wenn sie fertig ist, können landesweit 90 Prozent des Wassers gereinigt werden. Das Projekt ist Teil des Wirtschafts- und Investitionsplans der EU, ihrer Global-Gateway-Strategie und der Grünen Agenda für den Westbalkan.
„Der Pfad in die Europäische Union ist ein Transformationsprozess hin zu einem besseren Leben und Lebensstandard“, so David Geer, EU-Botschafter in Nordmazedonien. „Die Kläranlage wird verlässlich die Abwässer von nahezu einem Drittel der Bevölkerung reinigen und damit zu einer grüneren Zukunft des Landes in Europa beitragen.“
Schon in der Vorbereitungsphase gab es für das Projekt Zuschüsse für technische Hilfe, die von der Europäischen Investitionsbank, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, aus dem Investitionsrahmen für den westlichen Balkan und von Frankreich kamen, als starkes Zeichen des Engagements von Team Europa für Nordmazedonien. Mit der Hilfe sollen Kapazitätsschwächen bei den lokalen Partnern behoben und Investitionsprojekte besser geplant, betrieben und instandgehalten werden.
Besserer Zugang zu Trinkwasser und Sanitärversorgung
Am Bau der Kläranlage in Skopje beteiligt sich die EIB mit einem Kredit über 68 Millionen Euro, der 2019 unterzeichnet wurde.
Im Westbalkan hat die Bank bislang fast 750 Millionen Euro für Infrastruktur bereitgestellt, die die Trinkwasser- und Sanitärversorgung verbessert. Als Bank der EU hat sie beim Bau von Wassernetzen und Kläranlagen geholfen und Anlagen zum Hochwasserschutz finanziert.
„Wir freuen uns sehr, dass wir Nordmazedonien in dieser Form unterstützen können“, sagt Lilyana Pavlova, die als Vizepräsidentin der EIB für die Region zuständig ist.
Das Projekt ist die zweite Finanzierung der EIB Global im dortigen Wassersektor binnen fünf Monaten. Erst im November 2022 wurde ein Darlehen über 50 Millionen Euro unterzeichnet, für den Bau und die Sanierung von Anlagen für die Wasserversorgung und die Abwassersammlung und -aufbereitung sowie für den Hochwasserschutz in mehr als 80 Kommunen in Nordmazedonien.
Die EIB vergibt als Klimabank der EU jedes Jahr drei Milliarden Euro für Wasserinfrastruktur, vor allem für eine sichere Wasserversorgung und die Anpassung an den Klimawandel. Rund 30 Prozent der Wasserprojekte betreffen Länder außerhalb der EU, oftmals in den ärmsten und am stärksten von Dürre betroffenen Regionen der Welt. 2022 investierte die EIB rund 2,17 Milliarden Euro in Projekte, die 10,8 Millionen Menschen eine bessere Sanitärversorgung und 25,4 Millionen Menschen sauberes Trinkwasser bringen.
Gut für die Gesundheit und eine bessere Klimaresilienz
Investitionen in neue oder modernere Kläranlagen helfen auch im Kampf gegen den Klimawandel, weil durch die bessere Abwasserbehandlung und Klärschlammfaulung weniger Treibhausgase anfallen. Die Abwassersammlung und -behandlung ist zudem die wichtigste Maßnahme gegen Durchfallerkrankungen.
Moderne Anlagen senken den Ausstoß von Treibhausgasen, sparen Energie und arbeiten vielfach mit erneuerbarer Energie. Weil sie weniger natürliche Ressourcen verbrauchen, helfen sie auch bei der Anpassung an den Klimawandel – ein wichtiger Fortschritt für wasserarme Länder wie Nordmazedonien.