Tausende von Projekten in allen Regionen Griechenlands profitieren von einer Förderung durch EU-Darlehen. Dies zeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen nationalen Behörden und EU-Einrichtungen wie der Europäischen Investitionsbank funktioniert.
Stella Alexopoulou arbeitet im griechischen Wirtschaftsministerium und hilft dabei, Projekte auszuwählen, die Finanzhilfen und Darlehen von der EU erhalten. Durch eines dieser Projekte werden beispielsweise Sekundarschüler in allen dreizehn Regionen des Landes mit Notebooks ausgestattet. „Dass Schüler ihren eigenen Laptop haben, ist in Griechenland immer noch selten“, erklärt sie. Bei ihrem Besuch in einer der ausgewählten Schulen, einem Gymnasium im nordgriechischen Kozani, stellte sie fest, dass „Schüler und Lehrer begeistert mit den neuen Anwendungen arbeiten.“
Finanziert wurden diese Laptops und andere Projekte mit einem sektorübergreifenden Rahmendarlehen in Höhe von 2 Milliarden Euro. Es wurde 2010 unterzeichnet und ist das bisher größte Darlehen der EIB in Griechenland. Einige Jahre später stellte die EIB noch einmal 50 Millionen Euro für kleinere Projekte im Land bereit, und 2015 folgte ein Darlehen über 1 Milliarde Euro. Über ein weiteres Darlehen in Höhe von 700 Millionen Euro verhandelt die Bank der EU gerade mit der griechischen Regierung.
Bei der EIB-Finanzierung für Griechenland handelt es sich um ein sogenanntes Darlehen zur Unterstützung von Strukturprogrammen, eine Sonderform des Rahmendarlehens. „Mit diesem flexiblen Instrument können wir gleich mehrere Projekte in verschiedenen Sektoren fördern“, erklärt Fernando Camano, Ingenieur bei der EIB. „Es wird z. B. für Projekte in der integrierten Raumentwicklung verwendet, die von den EU-Strukturfonds finanziert werden. Die Wirkung dieser Investitionen im Land ist bereits deutlich sichtbar.“
Kleine Projekte, große Wirkung
Mit den Darlehen werden landesweit mehr als 123 000 Kleinprojekte gefördert, darunter Schulen, archäologische Museen, Hotels, Tourismus-, Berufsbildungs-, Technologie- und Forschungsprojekte, Umweltprogramme oder Wasser- und Abfallprojekte. Auch kleine und mittlere Unternehmen – das Rückgrat der griechischen Wirtschaft – profitieren von dieser Förderung.
Das Gymnasium in Kozani ist nur eine der vielen Erfolgsgeschichten, die mit dem Rahmendarlehen geschrieben wurden. Im westgriechischen Kleitoria etwa bietet eine neue Umweltschule Kindern spezielle Umweltprogramme, Sommercamps und Aktivitäten im Freien wie Radfahren, Klettern und Bergwandern.
Ein vorrangiges Ziel der EIB ist es, stärker in Projekte für mehr Jugendbeschäftigung und Innovation zu investieren. Da die Universität von Patras auf dem Peloponnes für ihre innovativen Forschungseinrichtungen bekannt ist, unterstützte die EIB mit einem Teil des Rahmendarlehens ein Gründerzentrum an der Universität. Es dient als Technologiecluster im Bereich der Mikroelektronik und soll Studenten helfen, ihre Ideen auf den Markt zu bringen. Gründerzentren an Universitäten unterstützen bereits bestehende Unternehmen, beraten aber auch bei der Unternehmensgründung.
Die Idee des Gründerzentrums wurde von der Universität Ioannina im Nordwesten Griechenlands aufgegriffen. Hier unterstützte die EIB den Ausbau des Wissenschafts- und Technologieparks von Epirus.
Mit einem anderen Projekt trug die EIB dazu bei, dass Müllkippen stillgelegt oder Deponien angelegt werden konnten. „Aus einigen Müllkippen sind sogar öffentliche Parks geworden“, freut sich Camano.
Das größte Projekt, das mit dem EIB-Rahmendarlehen finanziert wurde, ist der „PATHEP“-Schienenkorridor. Das Vorhaben umfasst neben Modernisierungsarbeiten an der Strecke Patras–Athen–Thessaloniki–Idomeni/Promahonas einen Eisenbahnknotenpunkt in Acharnes, einen Frachtkomplex in Thriassio und dessen Anbindung an den Containerterminal Neo Ikonio im Hafen von Piräus.
Kompetente Zusammenarbeit
All dies sind Beispiele für Investitionen, die mit Finanzmitteln aus EU-Strukturfonds maßgeblich unterstützt wurden. Koordiniert wurde die Mittelvergabe in Griechenland von George Logothetis, dem zuständigen Abteilungsleiter im griechischen Finanzministerium.
Doch das Land benötigte zusätzliche Mittel, um auch den vorgeschriebenen eigenen Beitrag zu den Finanzierungen leisten zu können. Auch hier sprang die EIB ein: Mit dem Darlehen zur Unterstützung von Strukturprogrammen ermöglichte sie Griechenland die Vorfinanzierung des eigenen Anteils an der Kofinanzierung. Seit 2007 hat die EIB die Mittel der europäischen Struktur- und Investitionsfonds europaweit um Darlehen für Strukturprogramme der EU in Höhe von 34 Milliarden Euro ergänzt.
„Ohne die Unterstützung durch die EIB und die Europäische Kommission wären viele dieser Projekte verschoben worden oder gar nicht erst möglich gewesen“, betont Niki Boulafenti, die ebenfalls für das griechische Wirtschaftsministerium tätig war.
Die EIB hat dafür gesorgt, dass die EU-Mittel schneller in Anspruch genommen werden konnten, und die griechische Regierung hat dies durch ihre Zusammenarbeit erleichtert. „Wir stellen sicher, dass das Know-how und der Produktmix der Bank für die griechischen Behörden verfügbar sind und sofort abgerufen werden können. Außerdem unterstützen wir das Land mit unserer technischen Hilfe bei der Vorbereitung, Durchführung und Überwachung der Projekte“, erklärt Christos Kontogeorgos, der bei der EIB gegenwärtig für die Darlehen zuständig ist.
Die genaue Kenntnis der Situation vor Ort und die technische Hilfe der Bank haben entscheidend zum Erfolg aller Projektphasen beigetragen. Sie haben dafür gesorgt, dass die Projekte ermittelt, entwickelt und überwacht werden konnten.
Bereits bei der Prüfung der Projekte wurden zahlreiche Risiken festgestellt, und entsprechend groß war die Gefahr eines Scheiterns. Boulafenti, die zuvor als Rechnungsprüferin gearbeitet hatte, half jedoch dabei, einen Plan auszuarbeiten, mit dem die Risiken gesteuert und gemindert werden konnten. Somit wurden diejenigen Projekte identifiziert, die genauer überwacht werden mussten.
Boulafenti, Alexopoulou und Camano haben die Projekte 2011 und 2012 zusammen mit Nadia Samouelian und Giorgia Diamantokou vor Ort untersucht, geprüft und korrigiert. Dabei haben sie Best Practices herausgearbeitet und monatlich Fazit über ihre gewonnenen Erkenntnisse gezogen. Eines haben sie bei ihrer Arbeit mit Sicherheit gelernt: Gemeinsam erreicht man einfach mehr.