Drei spanische Projekte erweitern Solar- und Windkapazität und Übertragungsnetze. So stärken sie Europas Energieautonomie

Jaime Celaya wollte schon immer mit Erneuerbaren arbeiten. Weil sie wichtig für die Gesellschaft sind. Nach dem Studium und erster Berufserfahrung kam er zu Iberdrola, gemessen an der Marktkapitalisierung das größte Energieunternehmen Europas und führend in regenerativen Energien. Als Geschäftsentwickler ist er für die Prüfung, Auswahl und Durchführung neuer Energieprojekte zuständig. Damit Iberdrola bis 2040 sein Ziel erreicht: null Emissionen.

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© Iberdrola

Jaime Celaya

„Das ist eine sehr dynamische, aktive Branche, jeden Tag tauchen neue Technologien, Mechanismen und Techniken auf“, berichtet er. „Und jeden Tag lerne ich etwas Neues und erweitere mein Wissen.“

In den kommenden Jahren arbeitet Celaya an Iberdrolas ehrgeizigem Plan, ein Netz von 19 Fotovoltaikkraftwerken und 3 Onshore-Windparks in Spanien, Portugal und Deutschland aufzubauen. „Wir haben jede Menge Sonnenlicht, Wasser und Wind, die Grundbausteine der regenerativen Energieerzeugung“, erklärt er. „Nur Länder, die in diese Ressourcen und in Erneuerbare investieren, können ihre Treibhausgas-Emissionen verringern.“

Mit fast 2,2 Gigawatt Leistung produzieren die neuen Anlagen bis zu 4 Terawattstunden Strom. Das entspricht dem durchschnittlichen Jahres-Energieverbrauch von mehr als einer Million Haushalte. 70 Prozent der Anlagen entstehen in ländlichen Gebieten, die vom Umstieg auf Emissionsneutralität betroffen sind, und in Regionen, in denen das Pro-Kopf-Einkommen unter dem EU-Durchschnitt liegt.

Celaya: „Wir bieten den Menschen dort Schulungen an und vermitteln ihnen das Wissen und die Qualifikationen für den Bau, den Betrieb und die Arbeit in Solarkraftwerken und Windparks. Die neuen Projekte fördern Wachstum und Beschäftigung in diesen Gebieten, die dadurch weitere Projekte entwickeln können.“



Eine stabile Energieversorgung

Das Problem bei erneuerbaren Energien ist, dass sie nicht durchgängig Strom erzeugen. Kohle-, Gas-, Öl- und Wasserkraftwerke liefern Elektrizität auf Abruf. Solarmodule und Windkraftanlagen sind dagegen wetter- und standortabhängig. Mit anderen Worten: Ihre Stromproduktion schwankt und ist nur teilweise kalkulierbar. So können unsere Energienetze nur schwer eine stabile Versorgung garantieren. Man spricht hier vom Problem der Systemintegration erneuerbarer Energien.

Iberdrola hybridisiert deshalb einige seiner Fotovoltaikanlagen mit einem Batteriesystem. Dabei werden zwei verschiedene Energiequellen (wie Wind und Sonnenlicht) mit einem Speicher kombiniert. Das Ergebnis ist eine stabilere und zuverlässigere Stromversorgung.

„Bei einem Hybridsystem bauen wir eine Fotovoltaikanlage neben einem Windpark“, erklärt Celaya. „Reicht das Sonnenlicht nicht aus, springt die Windkraft ein. Weht kein Wind, erzeugen wir Solarstrom. So nutzen wir nur eine Infrastruktur und müssen nicht unnötig bauen. In den Batterien speichern wir überschüssige Wind- und Sonnenenergie und speisen sie bei Dunkelflaute in das Netz ein.“

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Die Kraftwerke sollen Ende 2028 in Betrieb gehen.

Die Europäische Investitionsbank vergibt eine Milliarde Euro an Iberdrola. Damit kofinanziert sie den Bau von 22 Erneuerbare-Energie-Anlagen in Spanien, Portugal und Deutschland. Unterzeichnet wurde der Vertrag im Juni 2023. Aus diesem sogenannten „Rahmendarlehen“ kann eine Reihe von Projekten gefördert werden.

„Diese Art von Finanzierung bietet Stabilität, Flexibilität und langfristige Mittel für mehrere Einzelprojekte“, weiß Luis Cañete, der als EIB-Kreditreferent daran beteiligt war.

Die Finanzierung gehört zum Paket der EU-Bank für REPowerEU. Mit diesem Plan will die Europäische Kommission als Reaktion auf Russlands Einmarsch in die Ukraine die EU weniger abhängig von Öl-, Kohle- und Gasimporten machen und bei der grünen Wende aufs Tempo drücken.



Eine innovative Finanzierung für Energieprojekte

Auch Red Eléctrica de España will zur Energiewende Spaniens beitragen. Das Unternehmen baut dafür sein Übertragungsnetz aus, das Strom von den Kraftwerken zu Haushalten und Betrieben transportiert. Die Investitionen sind Teil von Spaniens und Red Eléctricas Übertragungsnetz-Entwicklungsplan 2021–2026. Die Ziele des Plans:

  • Integration zukünftiger Anlagen, damit Spanien seine Vorgabe von 74 Prozent Erneuerbaren bis 2030 erreicht
  • zuverlässigere 220- und 66-Kilovolt-Netze
  • engerer Stromverbund mit Portugal und Frankreich
  • kosteneffizientere und zuverlässigere Versorgung im spanischen Stromsystem einschließlich Balearen und Kanaren

Die EIB stärkt Red Eléctrica den Rücken mit dem Kauf grüner vorrangiger Anleihen und grüner Hybridanleihen im Gesamtwert von 500 Millionen Euro, die das Unternehmen unter seinem grünen Finanzierungsrahmen begibt. Im Januar 2023 erwarb die Bank für 41,5 Millionen Euro die ersten grünen Hybridanleihen. Die Transaktion im Rahmen des Programms InvestEU war auch die erste öffentliche Transaktion ihres Ankaufprogramms für grüne Anleihen.

„Grüne Anleihen und Hybridanleihen können die Klimafinanzierungslücke schließen und die Nutzung der Kapitalmärkte fördern“, freut sich Raquel Cuervo Salvador, die beim kürzlich eingerichteten Bond Financing Desk der EIB für Anleihefinanzierungen zuständig ist. „Für Erneuerbare-Projekte haben sie viele Vorteile: Sie erweitern die Investorenbasis, verringern das Ausführungsrisiko und erhöhen die Mittelverfügbarkeit. Außerdem profitieren die Projekte von unserem Gütesiegel und unserer Signalwirkung.“

Red Eléctricas Projekt soll die Treibhausgas-Emissionen senken und in weniger entwickelten Regionen Spaniens Arbeitsplätze schaffen.



Aufbruchstimmung für Regenerative in Spanien

Solarkraftwerke spielen eine Schlüsselrolle bei der Energiewende. Sie erzeugen Strom mit der fast unerschöpflichen Energie der Sonne, und sie stoßen dabei keine Treibhausgase aus, was uns weniger abhängig von fossilen Brennstoffen macht.

Mit Rückenstärkung des Programms InvestEU vergibt die EIB ein Rahmendarlehen von bis zu 1,7 Milliarden Euro an Solaria, um 120 Solarkraftwerke in Spanien, Italien und Portugal zu errichten. Unterzeichnet wurde es im September 2023.

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© Solaria

Das Projekt fällt unter das Politikfenster „Nachhaltige Infrastruktur“ von InvestEU und trägt zu den Zielen des europäischen Grünen Deals der EU bei.

Das spanische Unternehmen, 2002 gegründet, plant 5,6 Gigawatt Leistung im Vollbetrieb. Das wären 9,3 Terawattstunden pro Jahr und entspricht dem Energieverbrauch von fast 2,5 Millionen Haushalten. Damit würden die Treibhausgas-Emissionen um jährlich drei Millionen Tonnen CO2 reduziert.

„Eine Projektpipeline von 5,6 Gigawatt in Spanien, Italien und Portugal ist ein starkes Signal für diese Länder und für den Klimaschutz der EU. Und sie erhöht die Energiesicherheit“, merkt Elena Cuadros an, Spezialistin für regenerative Energien bei der EIB. „Mehr als ein Drittel der Solarparks soll in weniger entwickelten Regionen entstehen. Das Projekt schafft also genau dort Arbeitsplätze, wo sie dringend benötigt werden.“