Ein schrumpfender Markt für die Forschung
Der Anreiz, Therapien gegen Covid-19 zu entwickeln, schwindet in dem Maße, wie weniger Menschen schwer erkranken und behandelt werden müssen. Demnächst müssen wir vor allem dafür sorgen, dass die Pandemie nicht allzu rasch in Vergessenheit gerät und wir daraus lernen, damit wir beim nächsten Mal besser vorbereitet sind. Vor einem bis anderthalb Jahren drängten die Staaten darauf, Lösungen zu suchen und Gelder für Therapien gegen Covid-19 bereitzustellen. Alle wollten so schnell wie möglich Antworten auf die Pandemie. Jetzt wächst die Sorge, dass das Geld für bestimmte Felder der Biowissenschaften, wie etwa Infektionskrankheiten, bald nicht mehr so locker sitzt, weil die Impfstoffe ihren Dienst tun. Die Europäische Investitionsbank will sicherstellen, dass Unternehmen trotzdem die nötige finanzielle Unterstützung und technische Beratung erhalten. Auf bahnbrechende Forschung kann die Menschheit nicht verzichten. Die Arbeit muss auch dann weitergehen, wenn Wirtschaft und Gesellschaft sich von der Coronakrise erholt haben.
Wenn wir jetzt mit Unternehmen über ihre Forschung und Entwicklung zu Infektionskrankheiten sprechen, geht es oft darum, wie die Technologie über Covid-19 hinaus eingesetzt werden kann. Die Forschung von heute ist immer in die Zukunft gerichtet. Wir wollen wissen, ob Unternehmen einen Plan B haben, wenn Medikamente gegen Corona nicht mehr gebraucht werden oder Infizierten nicht helfen. Könnten diese Mittel oder Forschungsergebnisse für andere Virusinfektionen oder neue Coronaviren genutzt werden? Beispielsweise erkranken weltweit jedes Jahr acht Millionen Menschen schwer an der Grippe. Ein Teil der Forschung zu Covid-19 kann helfen, diese Patienten besser zu behandeln. Alternativpläne sichern den Fortbestand der Unternehmen, und sie schützen die Bank vor Verlusten.
In dieser Pandemie positiv zu bleiben, ist gewiss nicht immer leicht. Corona hat uns alle wachgerüttelt. Aber wir haben viel erreicht und bei den Impfstoffen und in der Behandlung und Diagnostik echte Durchbrüche erzielt. Der politische Wille, die Krise zu bekämpfen, ist noch immer da. Die große Frage ist nur, wie wir die Dynamik aufrechterhalten, wenn die Pandemie vorbei ist und die Erinnerung daran verblasst. Wir dürfen nicht vergessen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, damit wir auf die nächste große Überraschung vorbereitet sind.