Eine Partnerschaft mit Afrika

Afrika steht an der Schwelle zu einer politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformation. Die Europäische Investitionsbank spielt eine Schlüsselrolle im Werkzeugkasten der EU und hilft seit Jahrzehnten mit, die Partnerschaft zwischen Afrika und Europa zu stärken. Unser Potenzial als Bank der EU ist groß. Wir wollen es nutzen, um an der Seite unserer afrikanischen Partner aktuelle Herausforderungen anzugehen und Chancen beim Schopf zu packen. In diesem Bericht erfahren Sie, was wir bisher in Afrika erreicht haben und wie wir uns die künftige Partnerschaft vorstellen.

Herausforderungen und Chancen für Afrika

Afrika ist ein junger Kontinent

Über eine Milliarde Menschen leben in Afrika, mit einer Mittelschicht, die so jung ist und so schnell wächst wie sonst nirgends auf der Welt. Das Medianalter liegt um 14 Jahre niedriger als auf allen anderen Kontinenten. Damit steht Afrika an der Schwelle zu einer politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformation. In zehn Jahren wird die Erwerbsbevölkerung in Afrika stärker wachsen als in der gesamten übrigen Welt zusammengenommen. Diese Arbeitskräfte in die Weltwirtschaft zu integrieren könnte gewaltige Vorteile bringen.

Grünes Wachstum

Der Klimawandel verschärft die Herausforderungen für Afrika. Der Kontinent leidet unter seinen Folgen, trägt selbst jedoch nicht einmal vier Prozent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei. Die schwache Industrialisierung bedeutet einen niedrigen Beitrag zur Erderwärmung – genau deshalb könnte sich Afrika direkt in eine grünere Zukunft katapultieren. Von diesem grünen Wachstum müssen alle profitieren: alle Menschen müssen Zugang zu sauberer Energie, Wasser, Mobilität, Bildung und Gesundheitsfürsorge erhalten, denn alle verdienen die gleichen Chancen.

Afrika steht an der Schwelle dazu, einen neuen, transformativen Beitrag zur Weltwirtschaft zu leisten. In diesem Bericht erfahren Sie, wie die Europäische Investitionsbank diese beeindruckende Entwicklung unterstützt.

Afrika und die EIB: Die Geschichte einer Partnerschaft

Die Europäische Investitionsbank ist seit 1965 in Afrika tätig. Die Bank der EU hat seither insgesamt 59 Milliarden Euro in 52 afrikanischen Ländern investiert. Gefördert wurden Infrastrukturprojekte, innovative Unternehmen, erneuerbare Energien, der öffentlichen Sektor und die Privatwirtschaft – von Kleinstbetrieben bis hin zu großen multinationalen Konzernen. Die Europäische Investitionsbank spielt damit eine Schlüsselrolle im Werkzeugkasten der EU und hilft seit Jahrzehnten mit, beide Kontinente zu stärken.

Die Europäische Investitionsbank ist die einzige Entwicklungsbank, die ausschließlich den EU-Ländern gehört. Folglich orientiert sie sich bei ihren Aktivitäten in Afrika an den Zielen und Standards der Europäischen Union, das ist vertraglich festgelegt. Allein im Jahr 2020 haben wir:

fünf Milliarden Euro für Projekte unterzeichnet – ein Rekord
fast 60 Projekte unterzeichnet – 50 Prozent mehr als im Vorjahr
71 Prozent unserer Finanzierungen in Subsahara-Afrika in fragilen Staaten oder am wenigsten entwickelten Ländern vergeben

Unser Beitrag zu Team Europe, der Initiative der EU-Kommission gegen Covid-19: Wir mobilisieren bis zu 7,3 Milliarden Euro an globalen Zusagen für unsere Partnerländer. Solche Partnerschaften brauchen wir, um eine globale Herausforderung diesen Ausmaßes zu bewältigen. Team Europe ist jetzt eine Blaupause für viele unserer Aktivitäten, auch solchen, die nichts mit der Pandemie zu tun haben.

Konkrete Lösungen

Wirksame Lösungen für Afrikas dringendste Probleme

Klimawandel

Unsere Investitionen tragen zum Aufbau einer Infrastruktur bei, die für den Klimawandel gewappnet ist und den Menschen in Afrika hilft, sich an die unausweichlichen Folgen anzupassen. Beispielsweise verbessern solarbetriebene Mobilfunkmasten, wie sie in Guinea mit unserem Darlehen von 30 Millionen US-Dollar finanziert werden, das Mobilfunknetz und verringern gleichzeitig den Dieselverbrauch.

Klimawandel und Konflikte sind wesentliche Ursachen für Vertreibung. Im Jahr 2019 wurden 33,4 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. 23,9 Millionen mussten sie wegen des Klimawandels verlassen, 8,5 Millionen aufgrund von Konflikten und Gewalt. Prognosen zufolge könnte der Klimawandel bis 2050 bis zu 200 Millionen Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Und voraussichtlich 150 Millionen Menschen werden vom Land in die Städte ziehen.

Resilienz

Im Jahr 2016 starteten wir unsere Flaggschiff-Initiative zur Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz (ERI) im Westbalkan und Europas südlicher Nachbarschaft (Nordafrika und Naher Osten). Bisher wurden 60 Projekte mit einem Volumen von 5,83 Milliarden Euro genehmigt.

Was haben wir mit der Resilienzinitiative erreicht?

Darlehen an 11 363 kleinere und mittlere Unternehmen, die 218 200 Arbeitsplätze sicherten
8 806 neue Dauerarbeitsplätze sowie weitere 223 270 Jobs in der Bauphase von Projekten
sicheres Trinkwasser für 4,5 Millionen Menschen und bessere Sanitärversorgung für weitere 6,5 Millionen
bessere öffentliche Nahverkehrs- und Schienenanbindungen für täglich 420 000 Fahrgäste
6 600 neue Studienplätze an Hochschulen

Wir haben auch mehr getan, um wirtschaftliche Chancen zu schaffen und den Zugang zum sozialen Sicherungsnetz in Subsahara-Afrika zu verbessern. Das 2016 geschnürte AKP-Migrationspaket mit einem Volumen von 800 Millionen Euro richtet sich an den öffentlichen Sektor und die Privatwirtschaft. Ziel ist vor allem die Stärkung der Krisenfestigkeit.

Konflikte

Wir suchen neue Wege, um afrikanischen Ländern beim Umgang mit Konflikten und extrem fragilen Strukturen zu unterstützen. Im Jahr 2020 haben wir den Anteil kleinerer und risikoreicherer, aber dafür entwicklungswirksamerer Projekte in Afrika, der Karibik und dem Pazifik auf 76 Prozent unserer Finanzierungen dort erhöht. Insgesamt flossen 1,7 Milliarden Euro in fragile oder von Konflikten betroffene Länder. 2020 wurden in Ländern dieser Kategorie in der östlichen und südlichen Nachbarschaft der Europäischen Union Projekte im Umfang von 3,8 Milliarden Euro unterzeichnet, das sind 82 Prozent der gesamten Unterzeichnungen dort.

Covid-19

Als Mitglied der COVAX-Initiative haben wir 600 Millionen Euro für dieses innovative Finanzierungsinstrument bereitgestellt, mit dessen Hilfe auch ärmere Länder geberfinanzierte Covid-19-Impfdosen erhalten. Von der Europäischen Kommission kam ein Zuschuss von 100 Millionen Euro.

Wir haben unsere Corona-Antwort auf die Bedürfnisse einzelner afrikanischer Länder zugeschnitten. Bereits wenige Wochen nach Beginn des Lockdowns unterzeichneten wir ein Darlehen an Marokko von 200 Millionen Euro (mit einer möglichen Aufstockung auf 280 Millionen Euro) für Medizingeräte, Verbrauchsmaterial und Ausrüstung. Das Darlehen ist flexibel, sodass Marokko die Gelder für alle Anschaffungen nutzen kann, die wegen der Pandemie nötig werden. Das Geld kam in Rekordzeit in Marokko an; 100 Millionen Euro wurden innerhalb eines Monats ausgezahlt.

Mädchen und Frauen

Im Jahr 2019 trat die Europäische Investitionsbank als erste multilaterale Entwicklungsbank der 2X Challenge bei, um mit ihren Investitionen zu mehr Gendergerechtigkeit beizutragen. Gleichzeitig starteten wir unsere eigene Initiative SheInvest, mit der wir eine Milliarde Euro für Projekte mit Genderbezug in Afrika mobilisieren wollen (2021 auf zwei Milliarden Euro erhöht).

Digitalisierung

Digitale Lösungen haben große Auswirkungen auf die meisten Bereiche der modernen Wirtschaft. Mit intelligenten und effizienten Technologien oder IKT-gestützten Diensten erleichtern sie anderen Sektoren (Energie, Verkehr, Gebäude oder Landwirtschaft) die Anpassung an den Klimawandel. Darüber hinaus sind digitale Technologien ein mächtiger Katalysator für die Stärkung der Rolle von Mädchen und Frauen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik und für den Abbau von Ungleichheiten. In den vergangenen fünf Jahren haben unsere Finanzierungen für die Digitalwirtschaft in Afrika insgesamt Investitionen von 2,5 Milliarden Euro angestoßen.

Hear from an EIB expert

Listen to Maria Shaw Barragan talk about the EIB’s support for Africa. The Bank’s goals are to help fight poverty, exclusion, and inequality, as well as support innovative green growth.

Was wir vorhaben

Wir wollen unser Potenzial voll ausschöpfen, um EU-Investitionen in eine bessere Zukunft für Afrika voranzubringen. Wir schlagen neue Wege ein, um unsere Arbeit zu organisieren, unseren afrikanischen Partnern zuzuhören und ihre Bedürfnisse zu erfüllen.

Mehr Wirkung durch eine eigene Entwicklungsstruktur

Wir schlagen vor, alle Aktivitäten der EIB außerhalb der Europäischen Union in einer eigenen Struktur innerhalb der EIB-Gruppe zu bündeln. So können wir die größtmögliche Entwicklungswirkung im Rahmen von Team Europe erzielen. Wenn wir die Ressourcen unter einem Dach zusammenbringen, entsteht ein EU-Partner, der die Prioritäten der Europäischen Union und ihrer Partnerländer finanzieren kann. Gleichzeitig heben wir Synergien mit unseren Aktivitäten außerhalb der Europäischen Union.

Wirkung durch Nähe: regionale Drehkreuze

Wir verstärken derzeit unsere personelle Präsenz in Afrika, damit wir unseren Partnern aktiv und aufmerksam zuhören und auf ihren Bedarf eingehen können. Mit Beschäftigten vor Ort ist es einfacher, neue Projekte über formelle und informelle Kontakte in der Geschäftswelt und den Ministerien anzubahnen. So können wir mehr Projekte durchführen, diese enger überwachen und folglich die Mittel schneller auszahlen.

Resilienz

Wir orientieren uns bei unserem überarbeiteten Ansatz an der Resilienzinitiative und halten folgende Bereiche für besonders vielversprechend, um Lösungen für Migration und Vertreibung zu finden:

Projekte zur Anpassung an den Klimawandel, um die Resilienz besonders gefährdeter Gemeinschaften zu stärken
Gezielte Stadtentwicklung und soziale Infrastruktur in Regionen, in denen voraussichtlich viele Menschen wegen des Klimawandels vom Land in die Stadt ziehen oder viele Flüchtlinge ankommen werden
Finanzielle Inklusion und Entwicklung des Privatsektors, um Beschäftigung zu fördern und Menschen mit besonders prekärer Existenzgrundlage Zugang zum Finanzsystem zu verschaffen
Beiträge zu sozialen Themen wie soziale Inklusion, Gendergerechtigkeit und Verhinderung von sozialer Ausgrenzung, von Entrechtung und von Gewalt und Konflikten

Engere Partnerschaft mit der Afrikanischen Entwicklungsbank

Das gemeinsame Portfolio der EIB und der Afrikanischen Entwicklungsbank-Gruppe stieg in den vergangenen fünf Jahren auf 3,4 Milliarden Euro. Insgesamt wurden Investitionen von 10,2 Milliarden Euro für 26 Projekte mobilisiert. Anfang 2021 unterzeichneten wir einen Partnerschaftsaktionsplan mit der Afrikanischen Entwicklungsbank, um die gemeinsame Projektpipeline in folgenden Bereichen zu stärken:

Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit
transformative großräumige Infrastruktur
IKT-Infrastrukturen und -Dienstleistungen
finanzielle Inklusion zur Stärkung von Mädchen und Frauen
Schul- und Berufsbildung
Gesundheitssektor

Entwicklungsumfrage

Die ersten Ergebnisse der EIB-Entwicklungsumfrage unter Menschen aus allen Regionen Afrikas sollen Ende 2021 veröffentlicht werden. Ziel ist es, an der Basis Informationen über den Entwicklungsbedarf in Afrika zu sammeln und festzustellen, welche Themen in Afrika wichtig sind und wie wir darauf eingehen können.