Suche starten De menü de ClientConnect
Suche starten
Ergebnisse
Top-5-Suchergebnisse Alle Ergebnisse anzeigen Erweiterte Suche
Häufigste Suchbegriffe
Meistbesuchte Seiten

White-Tiger-Garnelen haben ein Problem: Sie schmecken einfach zu gut. Die Leute können gar nicht genug davon kriegen. So steigt die Nachfrage nach Garnelen jedes Jahr um acht Prozent. Denn die wachsende Weltbevölkerung mag sie einfach, die proteinreichen und fettarmen Krustentiere. Zum Grillen, für Curries, Pfannen- und Pastagerichte oder für die Keto-Diät.

Nur: Die Kosten für Umwelt und Gesellschaft sind enorm. White-Tiger-Garnelen stehen bei Greenpeace auf der roten Liste, denn ihr Konsum führt bei Wildfang zu Überfischung und bei Aquakultur zur Zerstörung von Mangrovenwäldern, zu Wasserverschmutzung und in einigen Ländern auch zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen.

Oceanloop aus München will das ändern. „Unsere vollautomatische Indoor-Technologie für die Garnelenzucht ist klimaunabhängig. Wir können immer ernten, Tag und Nacht, Sommer wie Winter, und das fast überall auf der Welt“, sagt Oceanloop-CEO Fabian Riedel.

Der Hersteller von Aquakultur-Technologie hat eine neue Form der Garnelenzucht entwickelt. Damit lassen sich die Meerestiere an Land züchten und verarbeiten, und das auch in kühleren Klimazonen wie Europa. Alles bei minimaler Umweltbelastung und optimalen Bedingungen für die Tiere.

Mangroven-Städte

Die im Ostpazifik heimische White-Tiger-Garnele ist das am meisten gezüchtete Meerestier der Welt. Rund fünf Millionen Tonnen werden jedes Jahr weltweit verarbeitet, vor allem in Asien und Lateinamerika. Die multinationalen Lieferketten erstrecken sich über Länder wie Indien, Thailand, Vietnam, China, Mexiko, Ecuador und Peru. Wer ist Europa Garnelen isst, weiß deshalb kaum, wo sie herkommen oder unter welchen Bedingungen sie gezüchtet und verarbeitet wurden.

Oceanloop bietet eine Hightech-Lösung für dieses Problem: Während Garnelen traditionell in runden Teichen gezüchtet werden, wachsen sie bei Oceanloop in einem langen, klimatisierten Indoor-Becken heran – durch bewegliche Wände in Altersgruppen getrennt. Mehrere horizontale Ebenen übereinander bieten den Tieren Ruhezonen wie in der Natur. Das Wasser wird gefiltert und in einem geschlossenen Kreislauf wieder zurückgeführt. Dadurch sind keine Antibiotika oder andere Medikamente notwendig. Und der Strom kommt zum Teil aus erneuerbaren Quellen.

„Bei der Garnelenzucht kommt in weiten Teilen der Welt praktisch keine Technologie zum Einsatz. Sie ist auf dem Stand der Geflügelzucht in den 1960er-Jahren.“
Fabian Riedel

Mitgründer und Co-CEO von Oceanloop

Bei der Oceanloop-Technologie steht auch das Tierwohl im Mittelpunkt.

„Uns ist vor ein paar Jahren aufgefallen, dass Garnelen ab einem gewissen Alter viel Zeit auf dem Boden des Beckens verbringen“, sagt Riedel. „Das machen sie in freier Natur auch, aber bei der traditionellen Garnelenzucht haben sie keinen Platz dafür. Unsere „Mangroven-Städte“ sind wie Unterwasser-Wolkenkratzer. Sie bieten den Garnelen mehr Platz zum Ruhen. Interessanterweise hat das unsere Produktion viel effizienter gemacht, denn die Garnelen lieben das.“  

Oceanloop überwacht auch jederzeit die Gesundheit und das Verhalten der Garnelen, sucht mit Kameras und künstlicher Intelligenz nach Anzeichen für Stress oder Krankheiten.



Oceanloop

Auch Garnelen leiden unter dem Klimawandel

Intelligente, nachhaltige Aquakultur-Methoden werden für Garnelen und andere Meeresfrüchte auch wegen des Klimawandels immer wichtiger.

Indien hatte dieses Jahr massive Einbußen, weil Hitzewellen den Sauerstoffgehalt in Außenbecken sinken ließen.

In Vietnam und anderen Regionen der Erde richteten klimabedingte Überschwemmungen Schäden an Aquakulturen an.

Oceanloops Zuchtanlagen folgen den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft, um die Klima- und Umweltbelastung zu reduzieren. Schalen und Köpfe, die sonst häufig im Abfall landen, dienen als Grundstoff für Suppen. Und aus dem verbleibenden Abfall werden Dünger und Biogas hergestellt, zum Beispiel aus den Panzern, die die Tiere in der Wachstumsphase abstreifen.

Sterne-Restaurants greifen zu

Oceanloop-Garnelen gibt‘s bereits zu kaufen, in Restaurants und online bei HONEST CATCH, dem Portal für Geschäfts- und Privatkunden, das eine breite Palette an nachhaltigem Seafood anbietet. Die hochwertigen Produkte haben schon eine große Fangemeinde. Darunter der Sterne-gekrönte Fernsehkoch Alexander Herrmann und Sterne-Koch Jason Grom, der Oceanloop-Produkte in seinem Restaurant „Die Burg“ im baden-württembergischen Donaueschingen anbietet.

Da liegt es nahe, dass Oceanloop die Produktion ausweiten will. Zuerst mit einer Erweiterung seines Pilotprojekts in Kiel und dann mit einer neuen, deutlich größeren Anlage auf Gran Canaria, die mit Wind- und Solarkraft laufen soll.

Die Europäische Investitionsbank (EIB) unterstützt die ehrgeizigen Wachstumspläne mit 35 Millionen Euro an Venture Debt. Das ist ein langfristiger Kredit, der Start-ups in der Gründungs- oder Wachstumsphase hilft, ohne die Anteile der bestehenden Investoren zu verwässern.

Die Finanzierung ist mit einer InvestEU-Garantie unterlegt. InvestEU ist ein Programm, mit dem die Europäische Union Investitionen in strategisch wichtigen Sektoren fördert.


  • Was ist Venture Debt? Mehr dazu hier

Für Oceanloop ist es wichtig, die Produktion auszuweiten, um die Kosten zu senken und mit billigeren Importen konkurrieren zu können. Mit der Finanzierung der EIB steigert Oceanloop die Produktion in Kiel von 5 auf 60 Tonnen pro Jahr. Die neue Anlage auf den Kanaren ist auf 2 000 Tonnen jährlich ausgelegt.    

„Oceanloops innovative Technologie ist einfach sinnvoll und geht alle Probleme der herkömmlichen Garnelenzucht an“, sagt Ilaria Rubbini, Kreditreferentin bei der EIB. „Um mit billigeren Importen mithalten zu können, müssen sie aber größer werden. Venture Debt oder Eigenkapital sind für so ein Unternehmen im Grunde die einzige Möglichkeit.

„Und die Garnelen sind wirklich gut“, sagt sie. „Ich liebe Fisch, bin aber eigentlich kein großer Fan von Garnelen. Diese hier haben wir auf drei oder vier unterschiedliche Arten probiert, und sie sind wirklich hervorragend.“