Projekt in Irland schafft ganz neue Möglichkeiten für die Ausbildung medizinischer Fachkräfte
Erfahren Sie, wie Irland junge Ärztinnen und Ärzte aus aller Welt in einem neuen Hightechzentrum ausbildet.
- Beispiellos praxisnahe Schulung durch „lebensechte“ Simulation an Spezialpuppen
- Studierende lernen durch Aufzeichnung und Feedback dazu – ohne Risiko für die Patienten
- Krankenhäuser beobachten bereits, dass die jungen Leute „viel ruhiger“ mit den Patienten umgehen
- Manchmal ist es gut, wenn die „Patienten“ weinen
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„Future Europe“ stellt jedes der 28 EU-Länder in einem Podcast vor. In jeder Folge geht es um ein Projekt, das zeigt, wie wir künftig in Europa leben werden. Darüber sprechen wir mit Menschen, die die Projekte selbst kennen.
Hightech für eine moderne Medizin in Irland
Judith Gilroy, stellvertretende Direktorin für akademische Angelegenheiten am Royal College of Surgeons in Ireland (RCSI), ist überzeugt: „Wir haben das modernste medizinische Simulations- und Schulungszentrum in ganz Europa.“
Der beeindruckende Neubau aus Ziegel, Stahl und Glas findet auch außerhalb der medizinischen Zunft viel Anklang. Erst kürzlich gewann er in öffentlicher Abstimmung den Architekturpreis für das „beliebteste Gebäude Irlands“.
Das Zentrum beherbergt Sporteinrichtungen, einen Hörsaal mit 500 Plätzen, eine große Bibliothek und auf drei Stockwerken Simulationstechnik für die klinische Praxis. Manches davon liegt im Untergeschoss, um die knappe Fläche im Stadtkern von Dublin bestmöglich zu nutzen.
Medizinische Ausbildung seit zweihundert Jahren
Seit über zweihundert Jahren bildet das RCSI junge Ärztinnen und Ärzte aus, doch jetzt bietet sich die Chance, ganz neue Methoden anzuwenden.
„Die Simulatoren sind das Herzstück unseres Neubaus und stehen auch im Mittelpunkt unserer Ausbildungsphilosophie am RCSI“, bestätigt Gilroy. „Wir möchten junge Menschen ausbilden, die die medizinische Versorgung verändern. Es ist uns wichtig, dass sie in einem sicheren Umfeld lernen können und dabei von allen Seiten Feedback erhalten.“
Die Studierenden üben an lebensechten Hightechpuppen – entwickelt von einem Unternehmen, dass sich mit Flugsimulatoren einen Namen gemacht hat.
So sammeln sie praktische Erfahrung im Umgang mit allen möglichen medizinischen Notfällen. Sie spielen sehr realistische Situationen durch, wie etwa Komplikationen bei der Geburt oder schwere Verletzungen. Ein paar Studierende sind schon aus den Latschen gekippt, weil alles so echt wirkt.
Gilroy zeigt die Möglichkeiten an der Puppe „Lucina“, die im letzten Jahr über 500 Mal „entbunden“ hat. Lucina kann auf alle nur denkbaren Komplikationen in allen Phasen der Geburt programmiert werden. Sie hat einen Pulsschlag, sie kann schreien und sie kann fragen, wenn sie etwas braucht. Sogar ihre Augen können bestimmte Symptome anzeigen.
„Die Studierenden müssen auf das reagieren, was passiert. Es ist kaum anders als in einem echten Kreißsaal“, schwärmt Gilroy. „Das sind wirklich intensive Lernerfahrungen. Wir sprechen von kognitiver Integration. Es bleibt im Gedächtnis haften.“
Schulungsangebote für alle Stufen der Ausbildung
Die EIB arbeitet seit einigen Jahren eng mit dem RCSI zusammen und hat vor allem folgende Vorhaben unterstützt:
- Bau eines neuen, hochmodernen Ausbildungs- und Forschungszentrums in Dublin für medizinische Fachkräfte in verschiedenen Bereichen und allen Berufsphasen
- Anschaffung eines Hightech-Simulationssystems, an dem Studierende praxisnah den Umgang mit allen möglichen medizinischen Notfällen üben können – mit anschließender Analyse und Beurteilung
- Einrichtung einer geräumigen, anpassbaren Lernumgebung für eine breite Vielfalt von Studierenden, 70 Prozent davon aus dem Ausland
- Reibungslose und rasche Inbetriebnahme eines von Beginn an voll funktionsfähigen Zentrums unter Einhaltung des Budgets Ohne das Engagement der EIB wären die Simulatoren erst einige Jahre später einsatzbereit gewesen
Das neue Zentrum hat viel Geld gekostet, aber mit 50 Millionen Euro von der EIB konnte das RCSI seine Pläne verwirklichen. Avrille Palha, die als Kreditreferentin bei der EIB Hochschulen in Irland betreut, ist begeistert:
„Das Projekt ist einzigartig. Mit dem Bau des größten medizinischen Simulationszentrums in Europa betritt das RCSI Neuland in der Ausbildung. Die geplanten Forschungsprogramme werden die Gesundheit der Menschen in Europa verbessern.“
Seit Ende 2017 ist der Neubau in Betrieb, und die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: „Schon nach ein paar Wochen erhielten wir Anrufe von Krankenhäusern, in denen unsere Studierenden arbeiten“, erzählt Judith Gilroy vom Royal College. „Sie fragten uns: ‚Was machen Sie anders? Die sind viel ruhiger und können viel besser helfen.‘ Genau das hatten wir uns von dem neuen Zentrum erhofft.“
Avrille Palha von der EIB stimmt ihr zu: „Ich war bei der Einweihungsfeier im Juni dieses Jahres dabei und so stolz, dass wir uns da engagieren. Es ist ein wertvolles Projekt – nicht nur für Irland, auch für ganz Europa.