EU-Programm fördert grüne Innovationen in Serbien, etwa im Kurort Sokobanja

Das Mineralwasser im serbischen Kurort Sokobanja hat heilende Kräfte – das ist seit über einem Jahrhundert bekannt. 1873 wurde es erstmals medizinisch eingesetzt. Jetzt schützt das Wasser auch das Klima.

Dank der Initiative „EU für die grüne Agenda“ heizt das Thermalwasser aus dem Kurzentrum künftig zwei Schulen und macht Kohlekessel überflüssig.

„Für die Patientinnen und Patienten steht zunächst Inhalieren auf dem Programm, bevor sie im Thermalwasser baden. Danach wird das Wasser in den nahegelegenen Bach geleitet“, erzählt Marija Žikić, Projektmanagerin bei der Kommune.

„Das 32 Grad warme Wasser heizt die Schule mit viel weniger Energie.“

Damit kommt die Stadt ihrem Ziel näher, fossil betriebene Heizkessel aus neun öffentlichen Gebäuden zu verbannen und stattdessen auf erneuerbare Energien zu setzen. Auf Geheiß der Behörden wurden bereits alle Industrieschadstoffe innerhalb eines 30-Kilometer-Radius beseitigt. So fühlen sich auch empfindliche Arten wie der Eisvogel wohl.

„Die neuen, umweltfreundlichen Heizungsanlagen dürften in der nächsten Heizperiode einsatzbereit sein“, meint Žikić. „Das ist äußerst wichtig, weil die vorhandenen Kessel die Hauptverursacher für die Luftverschmutzung in der Stadt sind.“

Das grüne Herz Serbiens

Sokobanja will beim grünen Wandel Vorreiter sein – bereits 1991 verabschiedete die Stadt als eine der ersten serbischen Kommunen eine Erklärung, in der sie als „grünes Herz Serbiens“ bezeichnet wurde.

Diese Bezeichnung verdankt sie der Luft des Kurortes, reich an Sauerstoff und Ozon, weil die kühlen Waldwinde stets wehen. Nachts kommt ein frisches Lüftchen aus den Bergen Rtanj und Ozren, die sogenannte „Nachteule“, die selbst im Sommer für Abkühlung sorgt.

Davon profitieren Menschen mit Lungenerkrankungen wie bronchialem Asthma oder akuter und chronischer Bronchitis. Sie können sich in einem darauf spezialisierten Krankenhaus behandeln lassen oder einfach etwas Zeit im Freien verbringen.

Deshalb muss Sokobanja seine Luftqualität und Biodiversität unbedingt erhalten.

„Für uns ist es sehr wichtig, solche Klimaschutzprojekte auf lokaler Ebene auf den Weg zu bringen, um die Luftverschmutzung einzudämmen. Vor allem im Winter,“ so Žikić. „Die Kapazitäten sowie personellen und finanziellen Ressourcen der lokalen Selbstverwaltungen reichen nicht, um die grüne Wende selbst anzukurbeln.“



Grüne Agenda trifft auf nationale Agenda

Als Gewinner der Kategorie Beste innovative Lösung für die grüne Wende unter der „EU für die grüne Agenda in Serbien“-Initiative erhält Sokobanja für das Projekt finanzielle Unterstützung und Beratung.

Die besten Lösungen wurden durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen ausgewählt, das das Projekt durchführt, sowie von der EU-Delegation in Serbien und dem Umweltministerium. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der schwedischen Botschaft und der Europäischen Investitionsbank sowie mit zusätzlichen Finanzierungsmitteln Schwedens, der Schweiz und Serbiens umgesetzt. Die Bank der EU bietet finanzielle und technische Hilfe bei der Entwicklung und Ausweitung von Investitionen unter der Grünen Agenda, in Einklang mit EU-Standards.

Dank dieser Initiative erhalten der serbische Staat sowie Gebietskörperschaften, zivilgesellschaftliche Organisationen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen erstklassige Beratung. So können sie nationale Umweltschutzstrategien und Leitlinien entwickeln sowie das Management, die Datensammlung und ihre Umsetzungskapazitäten verbessern. Das hilft auch dem Umweltministerium bei Energieeffizienzmaßnahmen und vermittelt Kommunen Know-how zu Klima- und Umweltschutz.

Der Weg zu einer nachhaltigen Zukunft

Vertreterinnen und Vertreter der ausgewählten grünen Projekte erhalten Schulungen zu Themen wie Geschäftsplanung, Rechtsvorschriften, Umweltschutz und Marktforschung. Sie werden auch bei der Erstellung spezifischer Analysen und der Projektdokumentation unterstützt.

Emanuele Giaufret, EU-Botschafter und Leiter der EU-Delegation in der Republik Serbien: „Die Grüne Agenda der EU für den Westbalkan soll die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern, den Umstieg auf erneuerbare Energiequellen erleichtern, die natürlichen Ressourcen erhalten und besser nutzen, die Umweltverschmutzung verringern, die Natur und die biologische Vielfalt erhalten und die ländliche Entwicklung und eine nachhaltige Lebensmittelversorgung sicherstellen.“

Grüne Innovationen für Dekarbonisierung unerlässlich

Die Europäische Investitionsbank ist weltweit einer der größten Geldgeber für den Klimaschutz. Sie macht aus grünen Ideen bankfähige Projekte, entweder durch die direkte Vergabe von Geldern oder indem sie Geschäftsbanken technische Hilfe bei der Finanzierung von Investitionen anbietet, die sich langfristig positiv auf die Umwelt auswirken.

Alessandro Bragonzi, Leiter der Regionalvertretung der EIB für den Westbalkan: „Grüne Innovationen sind für die CO2-Neutralität und den Klimaschutz unverzichtbar. Mit der Initiative ‚EU für die grüne Agenda‘ sind wir auf dem richtigen Weg zur Förderung grüner Innovationen und der grünen Wende der Wirtschaft.“