Dachten Sie, dass Mikrokredite nur in Entwicklungsländern vergeben werden? Dass solche Kredite billig sind oder dass Männer besser mit Geld umgehen können als Frauen? Dann sollten Sie sich diesen Podcast anhören.
Mikrofinanz – das sind kleine Finanzprodukte (meistens Kredite) für Kunden, die von herkömmlichen Banken nicht bedient werden. Die Kredite reichen von ein paar Hundert Euro bis zu 50 000 Euro.
Vielleicht wissen Sie schon, dass Mikrofinanzierungen im Wesentlichen kleine Kredite für Menschen sind, die unter besonders prekären Bedingungen leben. Möglicherweise haben Sie auch von Muhammad Yunus gehört – dem Wirtschaftswissenschaftler aus Bangladesch, der als Begründer des modernen Mikrofinanzkonzepts 2006 den Friedensnobelpreis erhielt. Er hat viel darüber gesprochen, wie die Wirtschaft Probleme lösen und der Allgemeinheit dienen sollte.
Dann mag es Sie überraschen, wie teuer ein Mikrokredit sein kann. Der Zinssatz kann 25 Prozent betragen! Höchste Zeit, dass die Politik dem einen Riegel vorschiebt! Oder etwa nicht?
In dieser Podcast-Folge von „A Dictionary of Finance“ sprechen wir mit Per-Erik Eriksson, zuständig für Mikrofinanzierungen beim Europäischen Investitionsfonds, und mit Hannah Siedek, Referentin für Mikrofinanzierungen bei der Europäischen Investitionsbank. Die beiden erklären uns, was Mikrofinanz ist. Hannah erzählt uns von Subsahara-Afrika, wo sie früher tätig war. Dort kommen die Kreditnehmer barfuß und trauen sich nicht in die kalten, klimatisierten Räume herkömmlicher Banken. Aber sie gehen zu Mikrokreditgebern, kaufen mit dem Startkapital ein paar Kästen Bier und machen eine Bar auf. Später nehmen sie dann einen weiteren Kredit von einigen Tausend Euro auf, eröffnen eine zweite Bar und schaffen damit bereits ein paar Arbeitsplätze. Das zeigt, was Mikrofinanz bewirken kann.
Wir erfahren auch, warum Mikrokredite so teuer sind. Die Kreditbetreuer müssen für ihre Kunden Gewinn-und-Verlust-Rechnungen und Bilanzen aufstellen, die Milchpackungen im Laden zählen und nachrechnen, wie viel nach Abzug des Schulgelds für die Kinder und aller anderen Lebenshaltungskosten noch für die Rückzahlung des Kredits übrig bleibt. Diesen operativen Kosten steht ein verhältnismäßig kleiner Kreditbetrag gegenüber. Außerdem tragen die Mikrokreditgeber ein hohes Risiko, wenn sie Menschen Geld leihen, um die herkömmliche Banken sich nicht kümmern – beispielsweise Flüchtlingen.
Zum Schluss sprechen wir noch über Alternativen zu Mikrokrediten (schon mal etwas von Kredithaien gehört?), und wir erfahren, dass erstaunlich viele Mikrokreditnehmer trotz der relativ hohen Finanzierungskosten ihre Schulden zurückzahlen können. Gastgeber Matt bringt es auf den Punkt: Mikrokredite sind megaspannend.
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