Die Menschen in Luxemburg nannten den Klimawandel nach den steigenden Lebenshaltungskosten als zweitgrößte Herausforderung ihres Landes. Mehr als vier von fünf Befragten sind der Meinung, wir sollten jetzt in die Klima-Anpassung investieren, um höheren Kosten in der Zukunft vorzubeugen. Das geht aus der jüngsten jährlichen Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) hervor.
Die wichtigsten Ergebnisse
- 95 % der Menschen in Luxemburg halten Klimaanpassung in ihrem Land für wichtig; fast die Hälfte (47 %) von ihnen sagt, das Thema müsse Priorität haben
- 82 % sagen: Jetzt in Klimaanpassung zu investieren, beugt höheren Kosten in der Zukunft vor
Naturkatastrophen werden häufiger und heftiger. Der Klimawandel fordert einen zunehmend höheren wirtschaftlichen Tribut. Und die Wissenschaft warnt, dass solche Katastrophen immer teurer werden dürften. Laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur[1] ist Europa aktuell der Kontinent mit der stärksten Erwärmung, und mit steigenden Temperaturen dürfte auch Extremwetter häufiger werden. Das birgt große Herausforderungen für die Infrastruktur und bedroht die Stabilität der Wasser- und Lebensmittelversorgung weltweit. Und es zeigt, dass wir dringend umfassende Anpassungsstrategien brauchen.
Die EIB veröffentlicht heute ihre siebte jährliche Klimaumfrage. Darin äußern sich mehr als 24 000 Menschen in der EU und in den USA zum Klimawandel. In Luxemburg haben 500 Befragte an der Umfrage teilgenommen, die im August 2024 durchgeführt wurde.
Wichtiges Thema
- 95 % der Menschen in Luxemburg (EU-Durchschnitt: 94 %) halten eine Anpassung an den Klimawandel für notwendig. Für 47 % (EU-Durchschnitt: 50 %) hat sie in den kommenden Jahren Priorität, und für 48 % ist sie wichtig, hat aber keine Priorität.
Die Klimaanpassung wird auch als wirtschaftliche Chance und langfristige Investition für das Land verstanden:
- 83 % sagen, Investitionen in Klima-Anpassung könnten Arbeitsplätze schaffen und die lokale Wirtschaft ankurbeln (ggü. 86 % in der EU).
- 82 % sind der Meinung, man müsse jetzt in die Anpassung investieren, um höheren Kosten in der Zukunft vorzubeugen (ggü. 85 % in der EU).
Klimawandel und Änderung der Lebensweise
Die Menschen in Luxemburg erkennen nicht nur das wirtschaftliche Potenzial einer Anpassung an den Klimawandel, sie sehen nach persönlichen Erfahrungen mit Extremwetter auch dringenden Handlungsbedarf:
- 79 % (EU-Durchschnitt: 80 %) haben in den vergangenen fünf Jahren mindestens ein Mal Extremwetter erlebt. 47 % der Gesamtbevölkerung haben extreme Hitze und Hitzewellen erlebt (ggü. 55 % in der EU), 42 % schwere Stürme oder Hagel (8 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt von 34 %) und 41 % Überschwemmungen (21 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt von 20 %).
Die Folgen von Extremwetter sind konkret und vielfältig.
- 69 % der Befragten in Luxemburg haben eigenen Angaben zufolge mindestens eine direkte Folge von Extremwetter erlebt (EU-Durchschnitt: 68 %). Bei 39 % waren es Verkehrsstörungen (18 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt von 21 %), 24 % berichten von Sachschäden, etwa Dachschäden, Überflutungen, Erdrutsche oder Bodenerosion (7 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt) und 20 % von höheren Versicherungsprämien (9 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt von 11 %).
Deshalb ist vielen in Luxemburg klar, dass es ohne Anpassung nicht geht:
- Die Hälfte (50 %, EU-Durchschnitt: 72 %) geht davon aus, dass sie ihre Lebensweise wegen des Klimawandels anpassen muss.
- 18 % (ggü. 35 % in der EU) glauben, dass sie an einen sicheren Ort umziehen müssen, vielleicht auch nur lokal, um Überschwemmungen, Waldbränden oder anderen Formen von Extremwetter zu entgehen.
- 12 % (ggü. 28 % in der EU) sagen, sie müssen in eine kühlere Region oder ein kühleres Land ziehen.
Wer sich persönlich an den Klimawandel anpassen will, muss gut informiert sein. 74 % der Menschen in Luxemburg (EU-Durchschnitt: 71 %) fühlen sich darüber informiert, was sie tun können, um ihre Wohnungen und Häuser sowie ihre Lebensweise wirksam anzupassen. Allerdings wissen 53 % (EU-Durchschnitt: 60 %) nicht, welche staatlichen Hilfen oder finanziellen Anreize es für solche Maßnahmen gibt.
Prioritäten bei der Anpassung
Folgende Maßnahmen haben für die Menschen in Luxemburg bei der lokalen Klimaanpassung Priorität (die Befragten konnten auf einer längeren Liste bis zu drei Antworten auswählen):
- Abkühlung der Städte durch Bäume am Straßenrand und mehr Grünflächen (52 %)
- Verbesserung der Infrastruktur, z. B. bessere Entwässerungs- und Hochwasserschutz-Systeme, Unwetter-Schutzräume oder stabilere Stromnetze (50 %, 11 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt von 39 %)
- Klimafestere Bepflanzung (37 %)
Die Frage, wer für die Klimaanpassung bezahlen sollte, beurteilen die Befragten so (sie konnten auf einer längeren Liste bis zu drei Antworten auswählen):
- 39 % finden, Unternehmen und Branchen, die am stärksten zum Klimawandel beitragen, sollten die Kosten tragen
- 30 % würden die Kosten gleichmäßig auf alle verteilen
- 14 % meinen, wohlhabendere Personen sollten die Kosten über höhere Steuern tragen
Wer soll bei der Anpassung zuerst unterstützt werden? (Die Befragten konnten auf einer längeren Liste bis zu drei Antworten auswählen)
- 55 % sagen, alle sollten gleich gefördert werden (17 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt von 38 %)
- 22 % geben an, Menschen in Hochrisikoregionen sollten vorrangig unterstützt werden
- 15 % meinen, Menschen mit geringem Einkommen sollten Vorrang haben
In der Frage, wer überhaupt bei der Anpassung unterstützt werden soll, blicken die Befragten über den nationalen Tellerrand hinaus. Über die Hälfte der Menschen in Luxemburg (57 %, EU-Durchschnitt: 57 %) sehen bei der Unterstützung von Anpassungsmaßnahmen globalen Handlungsbedarf. Sie sagen, ihr Land sollte den am stärksten betroffenen Entwicklungsländern mehr helfen, sich an die zunehmenden Folgen des Klimawandels anzupassen.
EIB-Gruppe
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten. Die Bank vergibt Mittel für solide Projekte, die zu den Kernzielen der EU beitragen. EIB-Projekte stärken die Wettbewerbsfähigkeit, eine nachhaltige Entwicklung und den sozialen und territorialen Zusammenhalt. Sie fördern Innovationen und beschleunigen den Übergang zur Klimaneutralität.
Die EIB-Gruppe, zu der auch der Europäische Investitionsfonds (EIF) gehört, unterzeichnete 2023 neue Finanzierungen von insgesamt 88 Milliarden Euro – 90 % davon in der EU. Diese Mittel werden voraussichtlich Investitionen von rund 320 Milliarden Euro anschieben, 400 000 Unternehmen erreichen und 5,4 Millionen Arbeitsplätze schaffen oder sichern.
Alle Projekte, die die EIB-Gruppe finanziert, entsprechen dem Pariser Klimaabkommen. Die EIB-Gruppe fördert keine Investitionen in fossile Brennstoffe. In unserem Klimabank-Fahrplan haben wir zugesagt, in den zehn Jahren bis 2030 ca. 1 Billion Euro für das Klima und ökologische Nachhaltigkeit zu mobilisieren, und wir sind auf gutem Weg dorthin. Über die Hälfte unserer jährlichen Finanzierungen sind für Projekte bestimmt, die direkt zur Eindämmung des Klimawandels, zur Anpassung an seine Folgen und zu einer gesünderen Umwelt beitragen.
In der EU fließt etwa die Hälfte der EIB-Mittel in Kohäsionsregionen, wo das Pro-Kopf-Einkommen niedriger ist. Damit fördert die Bank ein gerechtes Wachstum, um die Lebensstandards anzugleichen.
EIB-Klimaumfrage
Als Klimabank der EU hat die EIB heute die Ergebnisse ihrer siebten jährlichen Klimaumfrage veröffentlicht. Mit den Antworten von mehr als 24 000 Befragten zeigt die Umfrage seit 2018, wie die Menschen in der EU und in den USA über den Klimawandel denken. BVA Xsight hat die diesjährige Umfrage vom 6. bis 23. August 2024 online (per Computer, Tablet oder Handy) in den 27 Mitgliedsländern der EU und in den USA durchgeführt. Informationen zur Methodik.
[1] Europa ist nicht auf die sich rasant verschärfenden Klimarisiken vorbereitet | Website der Europäischen Umweltagentur.