Mit einem Tropfen Blut, fünf Minuten Wartezeit und einer geeigneten Finanzierungslösung revolutioniert ein portugiesisches Unternehmen die medizinische Diagnostik
Musste Ihr Kind auch schon einmal zum Bluttest, als es noch ganz klein war? Dann können Sie sicher nachvollziehen, was der portugiesische Forscher João Fonseca vor zehn Jahren durchgemacht hat. Sein zweijähriger Sohn Miguel hatte hohes Fieber, eine Atemwegsinfektion – und absolut keine Lust, sich mit einer Nadel piksen zu lassen. Doch der Arzt brauchte unbedingt eine Blutprobe, um herauszufinden, was Miguel fehlte. „Das war wirklich kein schönes Erlebnis“, erinnert sich João. „Ich war erstaunt, wie viele Leute nötig waren, um das Kind zu beruhigen und ihm Blut abzunehmen.“
Und dann diese lange Warterei. Es dauerte ganze zwei Tage, bis wir das Ergebnis erhielten und sicher sein konnten, dass Miguel nicht ernsthaft krank war. In der Zwischenzeit schmiedete sein Vater einen durchaus ernst gemeinten Plan: Er wollte das Analyseverfahren vereinfachen. „Ich arbeitete damals an der Universität Lissabon in der Forschung. Dort befasste ich mich mit einem ganz anderen Thema, nämlich mit den Grenzflächen von Materialien. Und dann kam mir die Idee, dass die Technologie, an der ich arbeitete, auch bei Bluttests eingesetzt werden könnte, um schneller und weniger schmerzhaft genaue Ergebnisse zu erhalten.“
João ist Gründer und CEO des inzwischen preisgekrönten portugiesischen Unternehmens Biosurfit, das auf innovative medizinische Diagnostik spezialisiert ist. Seinem Team gehören rund 100 junge talentierte Wissenschaftler an. Mit dem von Biosurfit entwickelten Bluttest spinit, erhalten Ärzte das Testergebnis direkt vor Ort – innerhalb weniger Minuten und mit nur einem Tropfen Blut. Sie können dann im Beisein des Patienten entscheiden, wie sie am besten vorgehen, und umgehend die entsprechende Behandlung einleiten.
Medizinische Innovation nach erstem Misserfolg
Von der Hochschulforschung in die Gründerszene zu wechseln, war „schon ziemlich verrückt, denn ich hatte keine Ahnung von medizinischer Diagnostik“, meint João. Aber er wusste, woran er sich orientieren musste: an seinem früheren Misserfolg.
„Ich hatte ein paar Jahre zuvor schon einmal versucht, ein Unternehmen zu gründen. Das ging zwar schief, aber ich habe viel daraus gelernt. Vor allem wurde mir klar, dass ich es nicht ganz alleine schaffen würde. Ich brauchte die hellsten Köpfe, darunter Biochemiker und Ärzte, um meine Idee umzusetzen. Außerdem hatte ich begriffen, dass es nicht reichte, einen großen ungedeckten Bedarf zu erkennen und ein geeignetes Verfahren zu entwickeln. Den Sprung von der Demonstration in die Produktion schafft man nur mit Geld.“
Daher beantragte João Mitte 2014 bei der Europäischen Investitionsbank einen Kredit. „Als ich das Online-Formular auf der EIB-Website ausfüllte, hatte ich wenig Hoffnung. Unser Unternehmen ist klein und trotz der genialen Technik und der talentierten Mitarbeiter ist unser Geschäft mit Risiken behaftet. Während des gesamten Prozesses war ich wirklich überrascht, wie sehr sich die Mitarbeiter der EIB für uns engagierten. Ich konnte kaum glauben, dass eine so große Bank bereit war, an ein Unternehmen wie Biosurfit zu glauben.“
Mit einem Darlehen der EU-Bank von 12 Millionen Euro bauen João und sein Team ein neues Werk in Lissabon. Zudem kann er damit neue Mitarbeiter einstellen und in neue Testoptionen für die Ärzte investieren. Das Darlehen wird im Rahmen der Initiative „InnovFin – EU-Mittel für Innovationen“ bereitgestellt, die innovativen Unternehmen den Zugang zu Finanzierungsmitteln erleichtern soll.
Innovative Finanzierung für medizinische Innovation
Das EIB-Darlehen an Biosurfit ist eigentlich ein neues Produkt. Das sogenannte Quasi-Eigenkapital soll eine Marktlücke schließen, die viele FuE-intensive kleine und mittlere Unternehmen in Europa behindert. In der Frühphase ist es für solche Unternehmen schwer, bei privaten Geldgebern Fremdmittel aufzunehmen. Zudem ist ihr Finanzierungsbedarf für ein reguläres EIB-Darlehen zu gering. Aber es gibt eine Lösung:
Die EIB vergibt ein Darlehen an ein innovatives Unternehmen wie Biosurfit. Müssten die Unternehmen für die Darlehen regelmäßige Tilgungs- und Zinszahlungen leisten, würde das die Firmenkasse genau in dem Moment belasten, in dem Investitionen in Forschung und Entwicklung oberste Priorität haben. Quasi-Eigenkapital-Darlehen räumen ihnen mehr Flexibilität bei der Rückzahlung ein, die unter anderem vom Unternehmenserfolg abhängig sein kann.
„Ohne die Unterstützung der EIB würden wir langsamer vorankommen und wir könnten unseren Kunden nicht die Produkte anbieten, die sie benötigen. Unser Unternehmen kann sich durch dieses Darlehen schneller entwickeln und sich auf dem Weltmarkt eine Spitzenposition sichern“, freut sich João.
Inzwischen verkauft Biosurfit seine Diagnosegeräte an Krankenhäuser und Arztpraxen in Belgien, Norwegen, in den Niederlanden, in der Schweiz und in Nahost. In ein paar Jahren will das Unternehmen in die USA und nach Asien expandieren.
João ist um die Welt gereist, um potenziellen Kunden zu erklären, welche Vorteile die Innovation des portugiesischen Unternehmens Biosurfit für Patienten und Ärzte hat. „Da sich unser Land nicht einen Namen als Wissenschaftsstandort gemacht hat, müssen wir zeigen, dass wir modernste Technologie entwickeln können. Die Leute sind immer erst einmal skeptisch. Aber wenn man ihnen zeigt, wie die Technik funktioniert, überzeugt sie das.“