Suche starten De menü de ClientConnect
Suche starten
Ergebnisse
Top-5-Suchergebnisse Alle Ergebnisse anzeigen Erweiterte Suche
Häufigste Suchbegriffe
Meistbesuchte Seiten

In den 1980er- und 1990er-Jahren bot sich in vielen größeren Städten Kenias ein unschönes Straßenbild. Die staatliche Abfallentsorgung war praktisch zusammengebrochen. Private Unternehmen sprangen ein, aber zu sehr hohen Preisen. Nur Reiche konnten sich die Müllabfuhr leisten. Nicht einmal 30 Prozent des Abfalls wurde eingesammelt.

Heute ist die Situation besser, aber längst nicht ideal. Der Müll wird zwar eingesammelt, und die Straßen sind sauber. Aber jetzt türmt sich der Abfall auf den Deponien. Mit der wachsenden Bevölkerung in den Ballungsgebieten nimmt auch der Müll zu und die Deponien platzen aus allen Nähten.

Eines dieser Ballungsgebiete ist Kisumu im Westen Kenias. Auch hier wachsen die Müllberge. Deshalb greifen die Europäische Investitionsbank und die deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) der Verwaltung in Kisumu mit 170 000 Euro aus dem City Climate Finance Gap Fund unter die Arme. Mit dem Geld wird Beratung finanziert, um der Stadt zu helfen, neue Wege für die Müllverwertung zu finden. Ein Beispiel ist eine Anlage, die organischen Abfall in Biogas zum Kochen oder in Dünger für die Landwirtschaft umwandelt.

„Das Projekt könnte das Leben vieler Menschen verändern, durch sauberes Biogas zum Kochen und Dünger für ihre Felder“, sagt Everlyne Otieno, Expertin für Stadtentwicklung im EIB-Regionalbüro in Nairobi. „Das macht auch das Leben der Frauen und jungen Mädchen einfacher.“



Klimaprojekte auf den Weg bringen

Der City Climate Finance Gap Fund ist ein Treuhandfonds, der von der Europäischen Investitionsbank mit der GIZ als Partner verwaltet wird. Der Fonds wird von Deutschland und Luxemburg finanziert und hilft Städten in Entwicklungsländern, Klimaprojekte in einer frühen Phase vorzubereiten.

Die Pilot-Biogasanlage in Kisumu

Das Biogas-Projekt in Kisumu soll organischen Abfall von vier Märkten und aus sechs informellen Siedlungen sammeln. Es fördert die Kreislaufwirtschaft, weil Abfall in ein neues Produkt umgewandelt wird, das den Menschen nützt.

Das bringt viele Vorteile mit sich, beispielsweise setzen die Deponien weniger klimaschädliche Gase frei. Derzeit wird das Projekt noch untersucht. Über vier Jahre hinweg sollen 16 000 Tonnen Abfall gesammelt werden, der dann nicht auf Müllhalden oder in der Natur landen würde.

Daniel Odhiambo lebt in einer informellen Siedlung in Kisumu und arbeitet in einem Restaurant in der Nähe des Viktoriasees. Er begrüßt die ökologischen und gesundheitlichen Vorteile des Biogas-Projekts. Die meisten Restaurants verwenden zum Kochen Brennholz oder Kohle. Doch mit Biogas haben die Menschen eine wichtige und sicherere Alternative, ob daheim oder im Betrieb. Das weiß er aus erster Hand: Sein Restaurant am See testet eine Pilotanlage.

Daniel Odhiambo kocht in seiner Küche mit Biogas

„Wenn wir mit Biogas kochen, müssen wir weniger Bäume für Holzkohle und Brennholz fällen“, sagt er. „Viele Menschen sterben an Erkrankungen der Atemwege, weil sie den Rauch einatmen. Mit Biogas schützen wir unsere Gesundheit und die Umwelt – und wir sparen Geld.“



Weniger Abfall in der Natur

Mehr als 70 Prozent des Abfalls in Kisumu ist organisch. Dazu gehören Abfälle von Märkten, aus Wohngebieten wie informellen Siedlungen und von Restaurants und anderen Betrieben. Nur ein Bruchteil wird gesammelt und auf eine Deponie in Kasese gebracht, etwa 40 Kilometer entfernt vom zentralen Geschäftsviertel von Kisumu. Der meiste Abfall landet in der Kanalisation oder in der Natur. Dabei könnte er genutzt werden, um Biogas zum Kochen oder Flüssigdünger für die Felder zu produzieren. Das Biogas wird gewonnen, indem man den Abfall zerstückelt, Flüssigkeit zufügt und in einem großen Tank erhitzt. Dies setzt die sogenannte anaerobe Vergärung in Gang, aus der Gas entsteht.

Flüssigdünger aus Biogas verbessert die Ernte

Schätzungsweise 30 000 Menschen in der Region Kisumu können bald Biogas nutzen und werden dann weniger Holz, Kohle oder Kerosin verbrennen. Das wirkt der Entwaldung entgegen. Gleichzeitig steigert der Dünger den Ernteertrag. Ungefähr 20 Prozent der Bäuerinnen und Bauern in der Region Kisumu werden den Dünger voraussichtlich verwenden.

Zum Kochen können sich die meisten Menschen in den Städten Flüssiggas leisten. Aber auf dem Land oder in informellen Siedlungen sind sie dafür auf Brennholz oder Holzkohle angewiesen.

Vor allem für Frauen und Mädchen ist es eine große Hilfe, wenn sie zu Hause mit Gas kochen können. Denn auf dem Land verbringen sie bis zu drei Stunden täglich damit, Holz zu sammeln. Und das zusätzlich zu der Zeit, die sie zum Kochen brauchen. Junge Mädchen und Frauen tragen die Hauptlast der Küchenarbeit in kenianischen Haushalten.

Eine Gefahr für die Gesundheit

  • Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich mehr als drei Millionen Menschen an Luftschadstoffen in Innenräumen, die etwa beim Verbrennen von Holz entstehen.
  • In Kenia sterben jährlich 23 000 Menschen an den Schadstoffen, die durch das Kochen mit Kerosin, Brennholz, Holzkohle und Pflanzenabfällen verursacht werden.
  • In Subsahara-Afrika gibt es jährlich mehr als 680 000 Tote durch diese Art der Verschmutzung. Das sind 8,9 Prozent aller Todesfälle.
  • In Afrika machen Brennholz und Holzkohle 40 Prozent der weltweiten Holzernte und fast die Hälfte der Waldschäden in Subsahara-Afrika aus.

 

Die Studien, die der City Climate Finance Gap Fund finanziert, werden auch Empfehlungen für eine bessere Abfallentsorgung enthalten – in Kisumu wird derzeit nur 35 Prozent des Mülls gesammelt. Sie werden auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit privaten Abfallunternehmen vorschlagen. Vorgesehen ist auch ein Plan für die Verlegung von Biogas-Leitungen, die das Gas zu den Märkten und in die informellen Siedlungen bringen.

„Projekte wie dieses können auf weitere Städte in Kenia und andere afrikanische Länder übertragen werden“, so Otieno, die Expertin für Stadtentwicklung. „Sie bringen allen etwas: den Menschen, dem Klima und der Umwelt.“