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Nancy Githuku hatte eine kleine Geflügel- und Milchviehfarm im Osten Nairobis, bevor sie ihre Firma für Tierfutter gründete. „Das Geschäft lief“, sagt sie. „Aber ich hatte Mühe, gutes Futter zu bekommen. Deshalb beschloss ich, selbst in den Ein- und Verkauf von Tierfutter einzusteigen.“

Githuku rechnete sich gute Chancen für ihr Geschäft aus, aber für den Start brauchte sie einen bezahlbaren Kredit, und da wurde es schwierig. „Die meisten Banken wollten eine Eigentumsurkunde oder einen Grundbuchauszug als Sicherheit, aber das hatte ich nicht“, sagt sie.

Fehlende Kreditsicherheiten sind in Schwellenländern wie Kenia oft ein Problem, vor allem für Frauen. Denn die Eigentumsdokumente für Land, Haus oder Auto laufen meist auf den Namen des Mannes. Das macht es für Frauen schwer, Geschäftskredite oder sonstige finanzielle Hilfe zu erhalten. In der Coronapandemie trockneten auch andere Kreditquellen wie Freunde und Familie aus, was Betriebe von Frauen besonders hart traf.



Die Europäische Investitionsbank, bei der jetzt die EIB Global für internationale Entwicklungsprojekte zuständig ist, hat seit 1976 fast 700 Millionen Euro in Kenia investiert, um die Zusammenarbeit lokaler Finanzinstitute mit kleinen und mittelgroßen Firmen zu erleichtern. Die Bank der EU vergibt sogenannte Durchleitungsdarlehen an Banken vor Ort, damit diese mehr Kredite an kleine Betriebe vergeben können.

Auf diese Weise bekam auch Githuku einen Kredit von der Co-operative Bank. „Ich brauchte dafür keine Sicherheiten oder jemanden, der für mich bürgt“, erklärt sie. „Das war eine große Erleichterung. Außerdem waren die Zinsen sehr niedrig – der Kredit war also viel günstiger als das, was sonst am Markt angeboten wurde.“

Ungleicher Zugang zu Krediten

„Weltweit und in ganz Afrika brauchen Unternehmerinnen günstige Kredite für ihr Geschäft“, sagt Gender-Spezialistin Moa Westman von der EIB. „Der ungleiche Zugang ist nach wie vor ein großes Hindernis, das Wirtschaftsaktivitäten und den sozialen Aufstieg von Frauen bremst.“

Besonders schwer haben es Start-ups, neue Geschäfte und Betriebe, die nur langsam wachsen. Für viele Finanzinstitute sind diese Firmen zu riskant. Deshalb bieten sie ihnen entweder gar keine Kredite an oder nur zu hohen Zinsen.

Nancy Githuku hatte Mühe, einen Startkredit für ihren Tierfutterhandel in Nairobi zu erhalten

„Frauen brauchen Initiativen, die Finanzierungshürden ausräumen, ihnen beim Geschäftsaufbau helfen und insgesamt zum Wirtschaftswachstum beitragen“, sagt Westman.



Die EIB Global will Unternehmerinnen fördern, die ihr Geschäft ausbauen und Arbeitsplätze schaffen. Dazu hilft sie lokalen Finanzinstituten, Kredite an Firmen oder Sektoren zu vergeben, die mit höheren Risiken behaftet sind – Betriebe in Frauenhand etwa oder die Landwirtschaft, die zunehmend vom Klimawandel bedroht ist.

In manchen Fällen kombiniert die EIB Global Kredite mit Zuschüssen der Europäischen Union. So können lokale Banken neue Finanzierungsinstrumente entwickeln und ihr Angebot verbessern. Dabei profitieren sie auch von den guten Bedingungen der EIB Global, etwa längeren Rückzahlungsfristen und günstigeren Zinsen im Vergleich zu Geschäftsbanken im eigenen Land. Diese Vorteile reichen die Institute an ihre Kundinnen und Kunden weiter.

Beschäftigte von Animal World Feeds bereiten Ware für den Versand vor
Animal World Feeds

Banken zum Umdenken bewegen

Die EIB Global hält lokale Banken an, nicht nur finanzielle Aspekte in den Blick zu nehmen, sondern auch das, was ihre Kredite vor Ort bewirken. Denn das ist letztlich auch gut fürs Geschäft. Konkret sollen die Banken erfassen, wie viele nachhaltige Jobs entstehen, wie viele Unternehmen von Frauen und wie viele Umwelt- oder Klimaprojekte unterstützt werden. Ein weiterer Schwerpunkt sind die UN-Nachhaltigkeitsziele.



Ein Beispiel: 2021 vergab die EIB ein Darlehen über 50 Millionen Euro an die Co-operative Bank, eine große Geschäftsbank in Kenia. Damit konnte die Bank mehr kleine Unternehmen unterstützen, die unter der Coronapandemie litten. Die Co-operative Bank und die EIB fördern seit 2003 gemeinsam Investitionen in Kenia.

Laut Gideon Muriuki, dem Leiter der Co-operative Bank in Kenia, half diese enge Zusammenarbeit der Bank, mehr Kredite und Hilfen zu gewähren, um die Folgen der Pandemie für Wirtschaft, Handel und Gesundheit abzufedern.

Hühnerfutter ist ein Hauptprodukt von Animal World Feeds
Freepik

Nancy Githuku konnte mit dem Kredit der Co-operative Bank ihren Tierfutterhandel aufbauen und damit ihre Erträge steigern. Mittlerweile ist sie in Kenia eine der wichtigsten Händlerinnen für ihren Zulieferer und beschäftigt 30 feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vor dem Kredit waren es drei. Nebenbei bringt Githuku anderen bei, wie man mit urbaner Landwirtschaft Geld verdienen kann.

„Der Kredit von der Co-operative Bank hat mir wirklich durch die Pandemie geholfen“, sagt sie. „Alle anderen mussten schließen, aber ich habe es mit der Geldspritze von der Bank geschafft, und jetzt läuft das Geschäft richtig gut.“